6. Alaska 18.07.16-12.08.16

6. Alaska 18.07.16-12.08.16

Der nördlichste Grenzübergang in Amerika begrüsste uns mit sehr tristem Wetter. Sturmböen welche Flizz beinahe von der Schotter Passstrasse wehten, gepaart mit Schneeregen, Nebel und kaum zehn Meter Sicht waren nicht wirklich das Wetter, was man sich als VW Bus Camper wünscht. Dennoch waren die US Grenzbeamten gut gelaunt und stempelten uns die 180 Aufenthaltstage des B-Visa in unseren Pass. Zusammen mit dem Schweizer Paar welches wir in Inuvik kennengelernt hatten, machten wir uns zum ersten Ort nach der Grenze auf. Dieser Ort war Chicken mit ganzen 17 Einwohnern und an Kuriosität wohl kaum zu überbieten. Eine riesige, zweistöckige Geschenkboutique welche zum grössten Teil nur «Hühner» Objekte anbot. Dazu ein kleiner Imbiss welcher von Hühnersuppe über Hühnerflügel bis zu Hühnerburger an den Mann brachte. Natürlich konnten auch wir nicht widerstehen und genossen eine Hühnersuppe im neu erstandenen «Chicken» T-Shirt. Als nächstes Ziel legten wir Fairbanks die zweit grösste Stadt Alaskas fest. Durch das schlechte Wetter waren die Unternehmungen auf dem Weg rar und wir brausten in zwei Tagen 450 Kilometer. Kurz vor Fairbanks trafen wir Mitte Juli auf den Weihnachtsmann. Im «Santa Claus House» ist das ganze Jahr über Weihnachten. So stehen die Leute im Hochsommer Schlange, um ein Foto auf dem Santa Claus Schoss sitzend zu machen oder sich mit tonnenweise Weihnachtsschrott einzudecken. Da fragt sich Patrick zurecht, «Spinnen die Amerikaner?». Nadine dagegen fand das Haus ganz toll…

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Fairbanks selber hatte leider nicht allzu viel für uns zu bieten und das Wetter war auch nicht gerade einladend für Outdoor Aktivitäten. So entschieden wir uns für ein warmes Bad in den Chena Hot Springs. Wenn man draussen in 40 grädigem Wasser sitzt geht einem der Dauerregen am Allerwertesten vorbei. Nach der anschliessenden Nacht im Dauerfeuer eines Schiessplatzes und der Aufstockung aller Vorräte machten wir uns auf den Weg Richtung Denali Nationalpark. Der Park ist mit 400’000 Besuchern pro Jahr eine Hauptattraktion in Alaska. Leider hat der Park für Autoreisende einen Hacken, man darf nur einen kleinen Teil mit dem Privatwagen befahren. So buchten wir nach Patrick’s Meteo, welches in zwei Tagen ein Wetterfenster ausmachte, einen Shuttle Bus um 6:45 Uhr. So wurden wir das erste Mal seit Beginn der Reise von einem Wecker aus dem Schlaf gerissen um uns in aller Frühe in einen vollen Bus zu quetschen. Doch Patrick goldenes Meteo Händchen zeigte schon bald Wirkung und wir konnten kaum eine Wolke am Himmel erkennen. Was für ein Segen nachdem wir die erste Woche in Alaska kaum einen Sonnenstrahl gesehen hatten. Was beim zweit nässesten Juli seit Messbeginn auch nicht verwunderlich ist, das hatten wir ja super erwischt. Tina unsere Fahrerin erklärte uns die Sicherheitsregeln und fuhr los Richtung „Wonder Lake“, dem See ganze am Ende der Park Strasse. Durch das Shuttle Prinzip ist man jedoch nicht an einen Bus gebunden und kann überall aussteigen und irgendwo an der Strasse einen Bus anhalten und wenn Platz verfügbar ist mitfahren. Schon nach einigen Kilometern im Park tauche plötzlich eine weisse hohe Bergspitze auf. Der Denali, ein Mitglied der «Seven Summits» da er der höchste Berg des nordamerikanischen Kontinents ist und eine Herausforderung für die Bergsteiger-Elite der Welt. Der Berg gilt als eine der klimatisch extremsten Regionen, selbst im Sommer steigt die Temperatur auf dem Gipfel kaum über -15 Grad und Orkanböen sind keine Seltenheit. Zusätzlich besitzt der Denali das höchste Relief, kein anderer Gipfel der Welt ragt soweit über seine Umgebung heraus. Je weiter wir in den Park vordringen desto weniger konnten wir unser Glück fassen der Denali lag wolkenlos vor uns, laut Aufzeichnungen des Besucherzentrums ist das im Juli durchschnittlich an zwei Tagen der Fall. Was für ein Glückstreffer. Jedoch schon vor Mittag bildeten sich die ersten Wolken und bei Ankunft mit Wanderung am Wonder Lake war die ganze Bergkette komplett in Wolken gehüllt. Vor lauter Denali rückten die Tierbeobachtungen auf dem Hinweg ganz in den Hintergrund.

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Auf dem Rückweg jedoch wurden wir auch hier entschädigt ein junger Grizzlybär blockierte die Parkstrasse und wollte einfach keinen Platz machen. Erst als er nur wenige Meter vor unseren Augen im Gras an seinem Karibu weiter knabberte, konnte der Bus seine Fahrt fortsetzten. Natürlich sahen wir auch einige Elche und viele Karibus. Jedoch alle so weit weg, das trotz Teleobjektiv nicht wirklich sehenswerte Fotos entstanden. Kurz vor 21 Uhr waren wir bei Flizz zurück und fielen mit Subway Sandwiches todmüde ins Bett. Insgesamt war die Ausfahrt wirklich lohnenswert auch wenn wir die Fahrt natürlich gerne mit Flizz gemacht hätten. Sicher hat auch das super Wetter mit perfekter Fernsicht viel dazu beigetragen. Plus die Shuttle Fahrerin Tina erzählte uns ununterbrochen Sachen zum Park und wir wüssten nicht, warum man eine dreimal so teure Tour mit einem extra Ranger im Bus buchen sollte.

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Da das Wetter die nächsten Tage wieder in den Alaska Trott zurückkehrte entschieden wir uns, den Weg in den Süden auf die Kenai Halbinsel zu starten. Wieder wurden viel Highway Kilometer zurückgelegt bis wir uns kurz vor Homer, einem der Touristenspots der Halbinsel, zwei Tage bei Wind und Sonne am Strand ausruhten. Patrick konnte hier endlich mal wieder sein Windsurf Hobby vor der Kulisse der Vulkane Redoubt und Iliamma frönen. Der Rest der Zeit verbrachten wir mit dem Abschied unserer Schweizer Freunde welche sich in Homer mit der Fähre auf die Kodiak Insel verabschieden.

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Nach dem Abschied machten wir das Heilbutt Fischer Paradies Homer wieder zu zweit unsicher. Vor allem Patrick welcher seit zwei Jahren seine Fischerausrüstung im Bus mitführte und diese auch rege benutzte, jedoch eine rekordverdächtig niedrige Fangquote aufweist, wollte hier einen tägigen Ausflug mit dem Fischerboot buchen. Jedoch befindet sich der Ort im Juli in Hochsaison und die Ausflüge waren auf Wochen ausgebucht. Da muss sich Patrick bis zu seinem ersten Fang wohl noch ein bisschen gedulden. Verfolgt von schlechtem Wetter machten wir uns auf in Richtung Seward, einem weiteren Fischerdorf auf der Halbinsel. Auf der Route, an einem schönen Schlafplatz am See, lernten wir das Tschechische Pärchen Hana und Vince kennen. Mit ihrem amerikanischen Van, den sie in Alaska kauften und innert zwei Wochen ausbauten, haben sie das gleiche Reiseziel wie wir. Vorerst trennten sich aber die Wege noch, da wir in verschiedene Himmelsrichtungen unterwegs sind.

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In Seward angekommen reservierten wir für den nächsten Tag, einmal mehr nach Wetterfrosch Patrick, einen achtstündigen Ausflug mit dem Schiff durch den Kenaj Fjords Nationalpark. Da sich der Regen bereits verzogen hatte und der Tag noch lang war, nutzen wir diese Chance und packten die Wandersachen zusammen um den Wanderweg zum Exit Gletscher zu bezwingen. Die 900 Höhenmeter machten Nadine ziemlich zu schaffen. So gab sie kurz vor dem Ziel auf und machte sich bewaffnet mit dem Bärenspray auf den Rückweg durch den dichten Wald. Zum Glück traf sie auf drei super freundliche Deutsche Mädels Anke, Betty und Jenny. Ohne zu fragen konnte sich Nadine Ihnen anhängen (Herzlichen Dank nochmals).

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Wie schon angekündigt quetschte wir uns am nächsten Morgen mit einer Horde von Touristen auf das Schiff. Für Nadine wurde es einer der besten Tage auf der bisherigen Reise, Patrick hätte die Fjorde lieber mit dem Kajak oder dem SUP unter die Lupe genommen. Aber man kann nicht alles haben. Den ganzen Tag eitler Sonnenschein und dank einem super Kapitän konnten wir viele Orcas, Buckelwale und Seelöwen begutachten. Auch die Felsen und Klippen mit unzähligen Vögeln aller Arten waren fantastisch. Der Höhepunkt waren aber die Gletscher welchen wir beim kalbern in das Meerwasser beobachten konnten. Faszinierend wie lebendig die Gletscher waren und alle paar Minuten ein Stück Eis von sich liessen. Auch wenn der Ausflug mit 180 USD pro Person nicht ganz günstig war, hat sich die Investition gelohnt und wir können die Tour nur weiterempfehlen.

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Da am nächsten Tag der Regen wieder überhand nahm, machten wir uns nach einem Besuch des Seward SeaLife Centers wieder auf nach Norden. Nach 20 Minuten Fahrt trafen wir auf ein entgegenkommenden alten T2 VW Bus (für VW Bus Kenner nicht der alte T2, sondern der bis vor kurzem immer noch gebaute T2c aus Brasilien oder Mexiko). Patrick machte eine Vollbremsung und meinte, wir müssen zurück das sei der Bus von Hasta Alaska. Einem reisenden der Patrick schon seit Anfang an dank seinen super Videos auf Youtube verfolgte. Der Smile auf Patricks Gesicht vergisst Nadine nicht mehr so schnell während er den Bus zurück nach Seward verfolgte. Nach einem kurzen Gespräch und Erinnerungsfotos starten wir zum zweiten Mal von Seward aus nach Norden.

Zurück in Anchorage verbrachten wir zwei Tage mit dem bereits erwähnten tschechischen Pärchen Hana und Vince. Monopoly Abend mit Wein und Rum waren angesagt zum Ausgleich unternahmen wir am nächsten Tag eine vier stündige Wanderung im Eagle River Valley. Dann trennten sich die Wege zum zweiten Mal und wir machten uns alleine auf den Weg über den Glenn Highway Richtung Valdez. Hier konnten wir die wohl verspieltesten Grizzlybär Jungen beobachten, welche sich Pylonen auf den Kopf steckten.

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Vorbei an dem Worthington Gletscher, über den wunderschönen Thompson Pass und schlussendlich hinab in die Regenwälder mit grandiosen Wasserfällen führte uns der Richardson Highway nach Valdez. Dort angekommen hatte Petrus wieder einmal kein erbarmen mit uns, oben Wolken unten Nebel und nur wenige Meter Sicht. Zusätzlich war für die nächsten Tage keine Wetterbesserung in Sicht.

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Dem Wetter trotzend besuchten wir die Lachszucht welche tägliche ca. 30’000 tragende Weibchen aufschneidet, die Eier entnimmt und diese dann befruchtet und aufzieht. Alles mit dem Ziel die Lachs Population im Prince William Sound anzukurbeln. Schnell merkten wir, dass der Besuch die richtige Entscheidung war, so viel Lachs an einem Ort werden wir so schnell nicht wiederfinden. Ausserdem soll man bis um 22 Uhr ausharren um den Bären bei Ihrem «all you can eat» Dinner zu zuschauen. Die Wartezeit bis zum späten Abend wollte Patrick mit dem Plan ein Lachs mit den Händen aus dem Wasser zu ziehen, ihn zu erschlagen und anschliessend zu verspeisen ausfüllen. Nadine machte ihm aber einen Stich durch die Rechnung, da sie keinen stinkenden Fisch im Kühlschrank duldete. Um den sichtlich enttäuschten Patrick aufzumuntern, gingen wir in den Kleinboothafen von Valdez um Segelschiffe anzuhimmeln. Träumen vom nächsten Projekt Weltumseglung darf man ja. Als die Welt wieder in Ordnung war, machten wir uns auf den Weg nach Norden um den mit Abstand grössten (grösser als die Schweiz) Nationalpark der USA Wangell St. Elias zu besuchen.

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Da es nur zwei Schotterpisten in den Nationalpark gibt, entschieden wir uns für die Strecke zur alten Kennicott Kupfermine. Eine ca. 100km lange Schotterpiste, die uns aber verglichen mit den gefahrenen Pisten eher öde vorkam. Kurz vor McCarthy muss man einen Fluss überqueren welche nur eine Fussgängerbrücke besitzt um auf der anderen Seite mit einem Shuttle zur Mine zu gelangen. Doch Patrick hatte einen «Geheimtipp» erhalten, dass weiter südlich eine Autobrücke auf die andere Seit führt. Nadine versuchte Patrick die Idee den Weg zur Brücke ausfindig zu machen auszureden. Und hätte er doch besser auf sie gehört, der Weg wurde wohl gefunden, jedoch war dieser mit einer Schranke abgesperrt. Der zweite Anlauf durch die Büsche um die Schranke zu umfahren waren dann auf für Flizz zu viel und er grub sich ein. Aber für den Rally-Pilot Patrick kein Problem, Reifendruck runter, Reifenspuren im Sand für mehr Gripp mit Steinen ausbessern und wir waren wieder frei. Um nicht noch mehr Landschaden anzurichten, schwenkten wir dann auf die Touristenroute um und besuchten die Mine mit dem Shuttle. Die 1938 aufgegebene Kennicott Mine machte sich dem Namen Geisterstadt alle Ehre, das triste Wetter und der einsetzende Regen verstärkten den spuk noch. Der angrenzende Root Gletscher bot nach der Besichtigung super an, um sich auf dem 12 Kilometer langen Trail dem Gletscher entlang die Füsse zu vertreten. Abgesehen von dem vielen Bären «Poo» (Kacke) auf dem Wanderweg, welche Nadine beunruhigten war es eine wunderschöne und absolut lohnenswerte Wanderung. Kurz vor Ende der Wanderung, gab es jedoch einen Tiefpunkt, die andauernde Luftfeuchtigkeit und der Regen hatten Nadine’s Handy auf dem Gewissen. Da müssen wir uns in der nächste grösseren Stadt Whitehorse wohl darum kümmern.

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Somit schliesst sich das Experiment Alaska und wir werden in den Yukon zurückkehren. Vor allem Patrick freut sich riesig wieder im Yukon zu sein, bis anhin sein absolutes Highlight der Reise. Auch die erste Nacht am Kluane Lake sucht seinesgleichen, Sonne, Wind zum Surfen und keine Menschenseele weit und breit. Nur die Angst, dass Flizz die Piste zum Highway rauf nicht mehr meistert, machte uns ein bisschen Bauchweh. Mit Anlauf und Patrick’s Übermut klappte es aber problemlos.

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4 Gedanken zu „6. Alaska 18.07.16-12.08.16

  1. Liebe Nadine
    Lieber Patrick
    Schön, wieder von Euch zu lesen. Nach unserer Begegnung in Fairbanks haben wir immer wieder vergeblich auf Eurer Seite nachgesehen. Wir sind uns wohl zeitweise hinterher gereist bzw. waren wohl gleichzeitig im Raum Seward. Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute und viel Freude auf Eurer Reise und freue mich schon jetzt auf den nächsten Bericht. Bei uns ist leider seit anderthalb Wochen wieder Alltag. Da tun solche Berichte und Fotos gut.
    Gruss
    Sebastian

  2. Hallo zusammen
    Super diese Fotos, und dem Denali so nahe, eine Wucht dieser Berg. Der nächste der Seven Summits kommt dann in Argentinien, der Aconcagua. Nur gut, schleppt ihr keine Bergsteigerausrüstung mit, so kommen keine dummen Gedanken. Die Schiffsexkursion mit all den Walen, Seelöwen und kalbenden Gletschern – teuer aber einmalig, Neidneid.

    Gruss aus dem Altweibersommer im Zürcher Oberland.
    Pa

  3. Hello!
    We saw your van in Crater Lake at the visitor center and decided to check out your website! Looks like you’ve had great travels in Alaska, we were also there in May/June and climbed to the summit of Denali. Great pictures!

    Best of luck on your journey!

  4. Hi

    I think we saw your Van too, just remember the one with the „Special“ Roof we’ve never seen before:-) I read your crazy Denali Adventure, grats to reach the summit.

    We’ll enjoy the Pacific swell for some days and then going to Yosemite too, after a short stop in San Francisco. Have fun climbing the EL Capitan.

    Best luck

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