8. Washington & Oregon 17.09-09.10

8. Washington & Oregon 17.09-09.10

Der Fährhafen in Port Angeles empfängt uns mit tristem Wetter. Genauso werden wir auch vom US Zöllner empfangen, nach etlichen Fragen und fragewürdigen Blicke durch das Fahrerfenster in unsere «Wohnung», rechneten wir schon mit einer Durchsuchung. Zum Glück blieb diese aus und wir dürfen uns fortan bis Mitte Januar im «Land of the Free» aufhalten. Diese Region im nordwesten des Washington State ist dem Olympic Nationalpark verschrieben. Dieser war auch unser eigentliches Ziel für die ersten Tage, jedoch liess uns schlechtes Wetter und die Aussicht auf ein Football Spiel der Seahawks nach Seattle weiterziehen. Vor Ort stellte sich jedoch raus, das sich Patrick beim Spiel um einen Tag vertan hatte und es zusätzlich auswärts in Los Angeles stattfindet. Peinlich, peinlich… zum Glück fand an selben Tag ein Football Spiel in der College League zwischen den Washington Huskies und Portland State statt. So kamen wir dennoch zu unserem Sport Ereignis. Hier erfuhren wir zum ersten Mal die Sport Faszination der Amerikaner am eigenen Leibe. Auf allen Parkplätzen um das Stadium «campierten» Leute, welche mit Flatscreens, Grill und Bier ihr eigenes «Public viewing» veranstalteten. Natürlich alles in den Violetten Farben des Teams vom Zelt über Kleidung bis zu Trinkbechern. Das Stadion auf dem Universitätsgelände war auch imposant und fasst 70’000 Zuschauer, es waren jedoch «nur» 57’000 anwesend. Natürlich ist auch hier, wie bei den Grossen der NFL, eine Blaskapelle mit circa 100 Musikern und jeweils eine Cheerleader Truppe vorhanden. Einfach verrückt, wenn man denkt, dass dies nur die Liga zwischen den verschiedenen Universitäten ist und nicht die NFL. Was für uns jedoch erstaundlich war, kaum jemand blieb bis zum Ende des Spiels. So waren bei Spielende, als das Heimteam den Gegner mit 41 zu 3 in die Schranken wies, geschätzt ein Zehntel der Zuschauer anwesend und nur noch die Band und Cheerleader sorgten für «Stimmung». Sowas kannten wir von zuhause nicht.

Seattle Space Needle
Seattle Space Needle
Skyline Seattle
Skyline Seattle
Erster Starbuck der Welt. Gründung 1971
Erster Starbuck der Welt. Gründung 1971

Die weiteren Tage in Seattle standen ganz im Zeichen der Luftfahrt. Wenn es eine Stadt gibt, die man als Flugzeug Narr besuchen sollte, dann ist es wohl Seattle. Hier befindet sich der Sitz von Boeing. So besuchten wir das Future of Flight Aviation Center, welches eine Führung durch die Produktionshallen von Boeing anbot. Diese sind nebenbei das volumenmässig zweit grösste Gebäude der Welt. Jedes der sechs Tore hat die Ausmasse eines Fussballfeldes, um die fertiggestellten Flieger aus der Halle in die Lüfte zu entlassen. Die Blicke die man bei der Führung durch die Produktionshalle erhaschen konnte waren sehr interessant, auch wenn die Führung selbst eher an ein durchschleusen von Menschenmassen erinnerte. Kein Wunder bei jährlich über zwei Millionen Besuchern. Fotos sind jedoch aus Industriespionage Gründen nicht erlaubt, weshalb wir nur die Hallen von aussen ablichten konnten. Als nächstes Stand die Historic Flight Foundation. Dies ist wohl der Ort, an welchem aus jedem technisch interessierten Menschen ein Flugzeug Narr wird. Eine Halle gefüllt mit restaurierten Fliegern von 1927 bis 1957. Alle in flugbereitem Zustand, mit frisch geschmierten Gelenken, Ölpfannen um Tropfen aufzufangen und Kerosin Geschmack in der Luft. Man könnte meinen das Flugzeug sei vor wenigen Minuten im Hangar abgestellt worden. Dazu wird man persönlich rumgeführt und kann alle Flieger «anfassen». So hat sich Patrick mal an das Maschinengewehr von «Grumpy» einem B25 Bomber gesetzt. Was eigentlich nur ein kurzer Besuch werden sollte, wurden für Nadine drei lange Stunden im Cafe. Mit einigen Tagen Vorlauf Zeit kann man sich auch einen Flug mit beinahe allen vorhandenen Maschinen kaufen, zum Glück war der Plan Seattle am nächsten Tag zu verlassen, sonst hätte Patrick das Reisebudget auf den Kopf gehauen.

"Bad Kitty" Grumman F7F Tigercat mit 2800 PS für 3500 USD darf man abheben
„Bad Kitty“ Grumman F7F Tigercat mit 2800 PS für 3500 USD darf man abheben

Nach dem Besuch des IMAX Kinos nahmen wir also Abschied von Seattle und zogen Richtung Osten in den Mount Rainier Nationalpark weiter. Dieser Vulkan ist mit 4392 Metern der höchste Berg von Oregon und Washington. Da wir nach dem Stadtleben wieder einmal Bewegung nötig hatten, entschieden wir uns am nächsten Tag den Trail zum Panorama Point auf der Westseite des Berges zu begehen. Dieser führte uns bis auf 2200 Metern und man konnte die ganze Zeit die extreme Vergletscherung des Berges bestaunen. Kurz nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, beglückwünschte uns der Berg mit einem Hagelsturm. Wir konnten uns jedoch glücklich schätzen, dass wir ordentliches Schweizer «Mammut» Fell dabeihatten. Andere Touristen in Flip-Flops, kurzen Hosen und T-Shirt kamen halb durchgefroren unten an.

Panorama Point
Panorama Point

Herbstfarben soweit das Auge reicht
Herbstfarben soweit das Auge reicht

Nach diesem Wetterschlamassel war es an der Zeit, an die Küste Oregons zu fahren, wo wir in zwei Tagen in Cannon Beach auf ein bekanntes Paar aus der Schweiz Treffen sollten. Auf dem Weg lag noch das von Nadine gewünscht Museum of Glass in Tacoma, sie hoffte hier Glasbläsern bei der Arbeit zuzusehen. Leider stellte sich heraus das dieses Museum mehr auf Glas Kunst aus ist, als auf die Glasherstellung. So waren wir uns als Kunst Banausen definitiv einig, dass waren die schlechtesten investierten 20 Dollar bis anhin. Zumindest konnte man noch einigen Künstlern beim Herstellen von Kunstwerken zusehen, die restliche Zeit quälten wir uns durch die Galerien.

Glücklich das Museum hinter uns zu lassen fuhren wir Richtung Küste, um dort übermorgen auf die Schweizer Ankömmlinge in ihrem Mietwohnmobil zu warten. Bei der Suche nach einem Nachtplatz erfuhren wir zu ersten Mal das Camping Problem an der Küste Oregons, von welchen wir bereits in vielen Reiseberichten gelesen hatten, am eigenem Leibe. Alle Waldwege, welche sich als potentieller Nachtplatz herausstellen könnten, waren mit Schranken versperrt oder besitzen eine Unmenge an Verbotsschildern. So viel «Private Road», «No Treespassing» oder ähnliche Verbot hatten wir auf unserer Reise noch nie erlebt, irgendwie muss es hier wohl mal eine Überproduktion oder ein Schlussverkauf gegeben haben. Es war einfach unmöglich um Cannon Beach einen Schlafplatz zu finden. Entnervt gaben wir nach drei Stunden auf und wollten es auf dem Campingplatz versuchen. Auch hier war nichts zu machen alle 260! Plätze restlos ausgebucht. Den Tipp den Campingplatz 30 Kilometer weiter südlich anzufahren schlugen wir jedoch aus und fuhren einfach Mal in Landesinneres. 20 Kilometer von der Küste weg fanden wir auf einem Forstweg doch noch eine Bleibe für die Nacht. Die nächsten Tage fuhren wir mit den neu eingetroffenen Bekannten aus der Schweiz mehrere Tage auf dem wunderschönen Oregon Costal Highway nach Süden. Dieser bot wunderbare Ausblicke und immer wieder schöne Spaziergänge an den endlosen Stränden. Die Abende verbrachten wir jeweils auf den staatlichen Campingplätzen, mit Grill und Bier. Immerhin ist man hier erlaubt in seiner Feuerstelle ein Feuer zu entfachen, was ansonsten überall an öffentlichen Stränden oder in Wäldern verboten ist.

Wir und der Haystack Rock
Wir und der Haystack Rock

Eigentlich dachten wir, wir kennen Zucht und Ordnung aus der Schweiz, im Oregon wurden wir jedoch eines Besseren belehrt. So bekam Patrick schon auf dem ersten Campingplatz einen «Denkzettel» verpasst, als er sein Auto nicht auf seinem vorgeschriebenen Platz parkte, sondern kurzzeitig am anderen Ende des Campings neben dem Weg zum Strand. So konnte er sich viel Schlepperei seines Windsurf Materials ersparen. Schon nach wenigen Minuten als Patrick vom Strand zurückkehrte bildete sich eine Traube Menschen welche sich von diesem merkwürdigen Auto mit merkwürdigen Nummernschildern «bedroht» fühlten. Damit nicht genug, Flizz parkte nicht ordnungsgemäss und stand mit zwei Rädern auf dem Rasen statt auf dem Asphalt. Dies brachte dann das Fass zum überlaufen und die Rangerin holte bereits ihr Blöckchen aus der Tasche. Mit sanften Worte konnte Patrick sie jedoch überreden noch schnell sein Material aus der Dachbox zu nehmen und dann wieder an den ordnungsgemässen Platz zurück zu fahren. Dies sollte jedoch der Küste selbst keinen Abbruch tun, denn diese war atemraubend. Kurz vor den Dünen Oregons teilten sich die Wege mit unseren Bekannten wieder, da diese ein bisschen einen ambitionierteren Reiseplan hatten und für uns zu schnell unterwegs waren. Unser eigentlicher Reiseplan, die Küste langsam nach Süden zu fahren, wurde jedoch auch durchgerüttelt als Patrick beim Windsurfen von einer Welle erwischt wurde und sein Segel in Stücke riss. Da gute Segelschneider rar sind, Patrick aber von einer Firma im nördliche Oregon am Columbia River George wusste, ging es nach einem Putztag mit abschliessender Quad Fahrt in den Dünen wieder 200 Kilometer nach Norden.

Der Schilderwald aus Verboten am Strand
Der Schilderwald aus Verboten am Strand

Finde Putzsklave Patrick....
Finde Putzsklave Patrick….

Nach einem durchgefahrenen Tag, kurz vor Sonnenuntergang, kamen wir in Hood River an. Dieser Ort nennt sich nicht umsonst «Windsurfing Capital of the World», so wurden wir von starkem Wind begrüsst, welcher Patrick dazu veranlasste den Fluss auch noch als «besurft» in seiner Todo-Liste abstreichen zu können. Ab nächsten Morgen ging es direkt zu den Segelschneidern von Sailworks. Diese machten einen super Job und Patrick konnte das Segel noch am gleich Tag abholen. Mit wieder einsatzbereitem Surfmaterial machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Mount Hood, einem weiteren Vulkan, der jedoch mit nur 3425 Metern ein Stück kleiner ist als der bereits besuchte Mount Rainer. Der Abend verbrachten wir seit längerem wiedermal an einem super Schlafplatz. Eine schöne Waldlichtung, mit Feuerstelle wo unser Vorgänger schöne Holzscheite liegenliess. Ohne Feuer hätte man es auf dieser Höhe nicht lange draussen ausgehalten.

Columbia River Gorge
Columbia River Gorge

Finde Flizz? Tipp: weisse Dachbox
Finde Flizz? Tipp: weisse Dachbox

Durch das kalt nasse Wetter sahen wir auch von der geplanten Wanderung ab und machten uns auf den Weg zum Crater Lake Nationalpark. Das Wetter Omen sah jedoch auch hier nicht besser aus, Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneefall. Dennoch wollten wir und dieses Naturphänomen nicht nehmen lassen. Dieser Kratersee entstand, als vor 7700 Jahren der Vulkan Mount Mazama einbrach. Da der See nur von Niederschlag gefüllt wird und keine anderen Zuflüsse besitzt, ist er einen der klarsten und saubersten Seen der Welt. Wir liessen unsere Schnorchel Ausrüstung dennoch in der Dachbox und umrundeten den Krater in anfänglichem Schneetreiben im geheizten Flizz. So schön die verschneite Landschaft anzusehen war, so sehr sehnten wir uns in das Herbstwetter der Küste zurück. So kehren wir nach fünf Tagen im Landesinneren ein wenig weiter südlich als wir die Küste verlassen haben wieder dahin zurück.

Wintermärchen
Wintermärchen

In Erwartung einer kalten Nacht
In Erwartung einer kalten Nacht

Hier im südlichen Oregon gefiel es uns noch besser als im Norden, das Wetter war richtig schön und warm, Schlafplätze mit Meersicht waren reichlich vorhanden und Patrick konnte jeden Tag Welle und/oder Wind geniessen während Nadine sich in der Sonne wälzte. Zur Abwechslung wurden noch einige Wanderungen und ausgedehnte Spaziergänge an den endlosen Stränden gemacht. Hier im südlich Oregon war alles sehr relaxt, vor allem der Ort Gold Beach war unglaublich. Der Tankwart putzt in einer Seelenruhe minutenlang unsere Scheibe, während zwei andere seelenruhig drauf warteten, dass sie bedient werden und bei jeder Kreuzung wurde uns mit einem Lächeln die Vorfahrt «zugewunken». Wir dachten uns, vielleicht hängt diese Gelassenheit auch mit dem Cannabis Duft zusammen, der hier beinahe überall in der Luft hängt. Mit dem schönen Wetter zusammen verliessen wir Oregon Richtung Kalifornien. Nur wenige Tage später fegten Tornados über die Küsten vor Oregon und verwüsteten die von uns besuchten Orte.

3 Gedanken zu „8. Washington & Oregon 17.09-09.10

  1. Wieder en super Bricht, und sooo schöni Bilder. Gottseidank händ ihr das alles no „heil“ dörfe aträffe.
    LG a eu zwei und es Druckerlino dezue 🙂

  2. Hi zusammen.
    Habe den Putzsklaven gefunden, im Sarg oben liegend! 200 km zurück, um ein Segel zu flicken, crazy, die Amis. Aber das Suchbild, mit der weissen Dachbox, super Aufnahme! Bei den Schneeaufnahmen habe ihr uns einiges voraus, das sieht ja wie im Hochwinter aus. Aber es folgt ja California und ihr werdet noch ins Schwitzen kommen.
    Go on! Pa

  3. Hallo!
    Endlich habe ich das Händchen auch gesehen, dass da so diskret aus der Box herausschaut. Ich glaube fast, die Zeit mit den Lesebrillen rückt für mich näher. Also bitte das nächste Mal ein etwas einfacheres Vexierbild für mich, danke schon mal für euer Verständnis.
    Ihr konntet ja schlecht auch noch eine Nähmaschine ins Büschen mit einpacken und ausserdem, wenn man zurückfährt, sieht man die Gegend doch noch mal ganz anders. Alles halb so wild und die Distanzen sind halt ein wenig grösser da drüben.
    Macht weiter so und ich freue mich schon auf den nächsten Bericht.

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