9. California 10.10-13.11

9. California 10.10-13.11

Der Tag des Übertritts nach Kalifornien fing eigentlich ganz gemütlich am Strand von Oregon an. Nach Frühstück und Kaffee wollte sich Patrick, schon halb im Neopren, auf in die Wellen machen. Doch plötzlich verliessen alle Surfer blitzartig das Wasser und flohen an Land. Ein Hai tümmelte sich kurz vor der Mole umher um sich ein Festmahl aus den wandernden Lachsen und den anwesenden Seehunden zu gönnen. Glücklicherweise standen Surfer heute nicht auf seinem Speiseplan, dennoch flohen alle Richtung Süden um dem Hai aus dem Weg zu gehen. So fuhren auch wir südwärts und fanden kurz nach der Grenze einen super Strand um die ersten Wellen in California zu geniessen. Ausser einem verirrten Boot im dichten Küstennebel, welches Patrick nach der Richtung des Hafens fragte, gab es hier keine speziellen Vorkommnisse.

Die erste Bekanntschaft die wir in Kalifornien machten.
Die erste Bekanntschaft die wir in Kalifornien machten.

Das Highlight im Norden Kaliforniens ist natürlich der Redwood Nationalpark. Leider blieb uns wegen eines anstehenden Termins für die Reparatur von Patrick Smartphone nur ein Tag um uns diesen Nationalpark und die Umgebung anzusehen. Als Einstieg in das Land der riesen Bäume besuchten wir kurz vor dem eigentlichen Parkeingang das “ Trees of Mystery“, hier kann man mit einer Gondelbahn durch gemässigten Regenwald fahren. War ganz Nett, aber ob sich der Eintritt dafür lohnt…

Kurz danach ging es via dem Scenic Byway mitten durch das Herz des Redwoods Nationalpark. Unglaublich diese Bäume hier, wir waren sprachlos. Wir verbrachten Stunden auf den verschiedenen kurzen Wanderwegen durch den Park und bewunderten die Bäume. Auch der Big Tree darf man natürlich nicht auslassen, mit 92 Metern Höhe und über 6 Meter Durchmesser der grösste Baum des Parks. Was natürlich in Nordamerika nicht fehlen darf, ist ein Drive-Through Tree, welchen wir mit Millimeterarbeit und eingeklappten Spiegeln durchfuhren.

Da wir am nächsten Morgen in Eureka einen Termin bei Handydoktor hatten entschieden wir uns, auf einer Raststätte kurz vor der Stadt die Nacht zu verbringen. Hier machten wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Vagabundenleben der Kalifornier. Als wir kurz vor dem eindunkeln ankamen war noch nicht viel los, aber je länger der Abend andauerte desto voller wurde die Raststätte. Am Ende waren alle Parkplätze komplett mit Autos besetzt. Davon ein paar Reisende wie wir, jedoch zum grössten Teil Leute, die in Minivans und normalen Kombis schliefen. Wir hatten den Eindruck, dass diese Leute wirklich im Auto leben und den Abend jeweils hier verbringen. Das verrückteste was wir gesehen hatten waren zwei Erwachsene mit einem Kind und zwei Hunden in einem Minivan, das ganze Gepäck wurde während der Nacht neben das Auto ausgelagert. Eventuell Opfer der Immobilienblase von 2007 welche Millionen Leute in der USA „Obdachlos“ gemacht hat. Ausser ein paar ausgelösten Alarmanlagen und bellenden Hunden verging die Nacht jedoch ohne Zwischenfälle.

Nach einer erfolglosen Handy Reparatur und eines Grosseinkaufes verliessen wir Eureka Richtung «Lost Coast» um von dort an der Küste bis nach San Francisco runterzufahren. Der erste Teil bevor der Highway 1 auf die Küste trifft ist sehr dünn besiedelt, ausser den Wandern welche der Pazifiküste folgen, gibt es kaum Touristen. Hier kann man für sage und schreibe vier Dollar Campieren, sowas findet man sehr selten in Kalifornien. Nach einer stürmischen Nacht, dank den Tornado Ausläufern welche die Küste Oregons verwüsteten, quälten wir uns stundelang durch das Hinterland zurück auf den Highway 101. Da dieser jedoch im Landesinneren verläuft, bogen wir kurz drauf auf den bekannten Highway 1 ab, welcher der Küste folgt. Für die nächsten Tage war sehr stürmisches Wetter angesagt, weshalb wir in Fort Bragg einen zweitägigen Stopp einlegten um im Starbucks unserem Internetentzug entgegen zu wirken. Nach der Wetterbesserung zogen wir weiter Richtung Süden, entlang der wunderschönen Küste. Strahlend blauer Himmel, wärmende Sonne und schlängelnde Küstenstrasse soweit die Räder rollen.

Am «tödlichsten» Strand von Kalifornien, dem «Goat Rock Beach» konnten wir Seehunde und Wellen beobachten. Durch die schnell abfallende Tiefe türmt sich hier das Shorebreak unglaublich auf und die Wellen knallen krachend auf den Sandstrand. Wie wir erfahren mussten sehr tückisch, als wir auf der Lagunenseite Seehunde beobachteten standen wir plötzlich bis zu den Knien im Wasser, glücklicherweise war der Rücklauf nicht stark genug um uns ins Wasser zu ziehen. Die Überall stehende Regel «Never turn your back to the Ocean» werden wir das nächste Mal sicher besser beachten.

Kurz bevor man die ersten Blicke auf San Francisco erhaschen kann, befindet sich auf einer Halbinsel der Point-Reyes-Nationalpark. Hier hatten wir uns kurzfristig für eine 15 Kilometer Wanderung an den nördlichsten Zipfeln der Halbinsel dem Tomales Point entschieden. Diese Wanderung können wir definitiv empfehlen, wenn man wie wir, karge trockene Steppe mag. Da wir am nächsten Tag den restlichen Park erkunden wollten, es im Park jedoch keine Campingplätze gibt und wir die 60 Kilometer hin und zurück sparen wollten, verbrachten wir die Nacht auf einem Pullout im Park. Die Ranger liessen und zum Glück schlafen und gaben uns erst am nächsten Morgen eine Verwarnung, das Camping im Park nicht erlaubt sei. Das groteske, im Besucherzentrum wurde wie verrückt Werbung für Elektroautos und Kleinwagen gemacht, natürlich wie immer geschmückt mit den zwei beliebtesten Worten in der USA «Global Warming» und «Carbon Footprint». Der anbrausende Ranger im V8 Pickup zwingt einem, während sein Auto im Leerlauf Läuft, täglich 60 Kilometer sinnlose Strecke hin und her zu fahren. Dasselbe hatten wir schon im Denali Nationalpark, während der ganzen Bus Fahrt wurden wir von unser Busfahrerin zum Öko Aktivismus missioniert. Zeitgleich rast man mit einem schwarz rauchenden Bus aus Zeiten der ersten Neandertaler durch die Pampas. Ja, für dieses Volk wurde das Sprichwort «Wasser predigen und Wein trinken» wohl erfunden.

Zurück auf dem Highway 1 konnte man kurze Zeit später die ersten Blicke auf San Francisco erhaschen und am späteren Nachmittag erreichten wir den Ausblicks Punkt auf die Golden Gate Bridge. Schon sehr eindrücklich, wenn man das erste Mal vor diesem riesen Bauwerk steht. Hier trafen wir auch wieder auf Jenny & Sandro, welche hier in wenigen Tage ihre Reise durch die USA beenden. Mit Ihnen besuchten wir den berühmten Fishermans Wharf und den Pier 39, einer Touristenmeile welche viele Shops und Restaurants besitzt. Leider mussten wir uns auch noch um Flizz kümmern, welcher seit einige Zeit beim Kurven fahren komische Geräusche von sich gab, wir vermuteten die Radlager, was sich als richtig herausstellen sollte. Auf dem Weg zu einer Werkstatt streckte uns plötzlich ein Audi Fahrer einen Fetzen Papier mit einer Telefonnummer rüber, er wolle mit uns und seiner Frau essen gehen. Ein bisschen skeptisch meldeten wir uns bei ihm und machten ein Treffen nach dem geplanten Wochenende in San Jose für das Footballspiel der 49ers aus. Mit gefixtem Werkstatt Termin, verabschiedeten Freunden aus der Schweiz aber noch den defekten Radlagern machten wir uns auf der Bay Area entlang nach San Jose. Hier befindet sich das Levi’s Stadium der San Francisco 49ers, interessanter Weise 50 Kilometer entfernt von San Francisco selbst.

Und da soll jemand sagen, Polizisten seien nicht faul.
Und da soll jemand sagen, Polizisten seien nicht faul.

Weihnachten hat hier schon lange angefangen.
Weihnachten hat hier schon lange angefangen.

Um San Jose befindet sich aus das so genannte Silicon Valley, fast alle grossen IT Firmen haben hier ihre Hauptquartiere. Von Google, Apple bis Microsoft und natürlich noch viele mehr. Klar musste Patrick beim Googleplex vorbeischauen, leider war jedoch wegen des Wochenendes sehr wenig los. So musste er sich mit der Umarmung eines riesen Android begnügen. Wie würde unser Reisealltag verkompliziert ohne diesen brillanten Begleiter in der Hosentasche.

Der Spieltag im Stadium des Super Bowl 2016, war sehr eindrücklich, auch wenn einem als Europäer irgendwie die Stimmung fehlt. Wenn der Speaker die Leute nicht auffordert und den zu «brüllenden» Text auf die riesen Monitore schreibt, kann man kaum glauben das das Stadion ausverkauft ist. Wobei Ausverkauft hier meistens halb leer bedeutet, da Leute gar nicht kommen, nur einen Teil des Spiels schauen oder natürlich an den Essständen rumhängen. Sport dient hier mehr als Nebenunterhaltung für einen Sonntagsausflug und Leute die mit Herz und Seele dabei sind, sind rar. Die Heimmannschaft spielte der aktuellen Tabelle entsprechenden und wurden 34 zu 17 vom Platz gefegt.

Im Verkehrschaos machten wir uns wieder auf Richtung San Francisco, wo wir am nächsten Tag eine Reservierung für die Fahrt nach Alcatraz Island hatten. Kurz nach Mittag bordeten wir also das Schiff um zum gefürchtetsten Gefängnis der USA zu fahren. Dort kann man sich frei auf der Insel bewegen und als Höhepunkt die Audio geführte Tour durch das innere des Gefängnis machen. So schlenderten wir mit Kopfhörer bewaffnet eine Stunde durch die alten Gemäuer. Sehr informativ und authentisch wird man in frühere Jahre zurückversetzt. Einziger negativ Punkt waren die Horden an Menschen die sich auf der Insel befanden, ab und an musste man sich richtig durchzwängen. Ansonsten war der Besuch aber sehr interessant und sicher eine Empfehlung wert.

Zurück auf dem Festland traten wir den Weg über die Golden Gate Bridge nach Sausalito an, wo wir mit dem unbekannten Audi Fahrer und seiner Frau im Restaurant zu Nacht essen wollen. Die neuen Bekannten stellten sich als super Lieb und freundlich heraus und luden uns nach dem Essen ein, bei ihnen auf dem Hof zu schlafen. So verbrachten wir vier Tage bei Emily und Daniel und konnten wieder einmal den Luxus eines Fernsehers mit Couch, einer warmen Dusche und einem Hot Tub geniessen. Die Tage verbrachten wir im sehr empfehlenswerten Museum «California Academy of Sience» in welchem wir sechs Stunde verbrachten und mit der Reparatur von Flizz. Zum Glück konnten wir einen ausgewanderten deutschen Mechaniker von VW finden welcher sich auf VW Busse spezialisiert hat. Dieser konnte die beiden Radlager von Flizz problemlos ersetzen. Nach 420 tausend Kilometer dürfen die auch einmal das zeitliche segnen. So verliessen wir nach insgesamt mehr als zehn Tagen in und um San Francisco die Bay Area und fuhren auf dem Highway 1  weiter Richtung Süden.

Super neue Bekanntschaft, super italienisches Essen
Super neue Bekanntschaft, super italienisches Essen
Oscar, Nadine neue Couch Kumpel
Oscar, Nadine neue Couch Kumpel
Mitten in Sausalito, zwei alteingesessene Österreicher.
Mitten in Sausalito, zwei alteingesessene Österreicher.
Wir dachten lange das sein eine Plastik Attrappe, es ist jedoch ein Albino Alligator.
Wir dachten lange das sein eine Plastik Attrappe, es ist jedoch ein Albino Alligator.
Absturz, naja der Grund ist gut ersichtlich.
Absturz, naja der Grund ist gut ersichtlich.

Vorbei am legendären Surfstrand Ocean Beach via dem berüchtigten Big Wave Ort Mavricks Beach ging es nach Monterey um das dortige Aquarium zu besuchen. Dies war der letzte Eintritt unseres City Passes von San Francisco welche viele Attraktionen und ein Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel beinhält. Leider war aus Termingründen nur ein Besuch des Aquariums am Wochenende möglich, dies sollte sich sehr schnell rächen. Es war wohl der Familien Ausflug Nummer eins in der Umgebung, alle Wege waren mit Kinderwagen verstopft, überall schreiende Kinder, fluchende Väter und genervte Mütter. So verbrachten wir nur zwei Stunden im Aquarium und machten uns mit eingefangenem Tinnitus auf den Weg zurück vom Strand in die Berge.

Einstimmung für Mexico.
Einstimmung für Mexico.

Da in San Jose an jenem Abend drei Schweizer Eishockey Spieler auf dem Eis standen, entschieden wir uns auf der Durchfahrt noch für einen Besuch im SAP Center. Hier konnten wir das freie parkieren mit unser europäischen Autonummer wieder einmal voll auskosten, die Bürokratie verhindert das Buszettel den Weg in die Schweiz finden. Ansonsten zahlt man bei Events in der USA schnell mal 30 bis 40 Dollar für das Parkieren. Wenn man als Wohnmobil den offiziellen Wohnmobil Parkplatz benützt können auch schnell mal über 100 Dollar zusammenkommen. Ja, die USA ist wohl die Spitze des Kapitalismus, mit dem Motto, für möglichst wenig Leistung möglichst viel aus der Tasche ziehen. Das Spiel selbst, zwischen den San Jose Sharks und den Minnesota Wild war dann wirklich super, obwohl es sehr einseitig verlief und unsere Schweizer eine Niederlage hinnehmen mussten. Schlussendlich war Hockey für uns doch einiges interessanter und spannender als American Football, welches für uns einfach zu viele Leerläufe und zu wenig Spielfluss hat.

Fünf bis Sechs mal wird hier während dem Drittel das Eis gewischt. Dauert jedesmal eine Minute und keiner weiss was das soll…
Fünf bis Sechs mal wird hier während dem Drittel das Eis gewischt. Dauert jedesmal eine Minute und keiner weiss was das soll…

Nach einer Nacht auf dem Walmart Parkplatz starteten wir in der Früh Richtung Yosemite Nationalpark wo ein Wiedersehen mit Nicole und Darren anstand, welche wir vor zwei Monaten in Hyder kennenlernten. Mit Ihnen zusammen machten wir uns bei perfektem Wetter auf ins Yosemite Valley. Sobald man die ersten Blicke ins Tal werfen kann bleibt einem definitiv der Atem stehen. Wie ein gemaltes Bild fügen sich Wasserfälle senkrechte Felswände und Vegetation zusammen. Mit Sicherheit eines der schönsten Täler das wir je gesehen haben. Für den Abend fuhren wir wieder aus dem Park in den Stanislaus National Forest, hier kann man gratis campieren. Einziger Nachteil ist die Höhe, der erste Schnee ist hier bereits gefallen und die Nächte werden jeweils bitterkalt.

Da für Patrick die Wanderung auf den Half Dome ein Muss im Yosemite Park war, quartierten wir uns für zwei Tage auf dem Campingplatz direkt im Park ein. So startete er am nächsten Tag um 5 Uhr früh mit Stirnlampe und Drohne im Rucksack um die 1600 Höhenmeter zu bewältigen und lies Nadine im Bus schlafen. Es war definitiv ein mulmiges Gefühl, zwei Stunden durch den stockdunklen Wald zu laufen, wenn überall von Schwarzbären gewarnt wird. Um das knistern im Dickicht zu übertönen, wurde die Musik auf dem Smartphone bis zum Maximum aufgedreht. Eigentlich wussten wir, dass man die Wanderzeiten in der USA normalerweise halbieren kann, wenn man nicht gerade zwei linke Füsse hat. Irgendwie ging das aber vergessen und kurz nach acht Stand Patrick bereits vor dem letzten steilen Anstieg auf den Gipfel. In der Saison findet man hier ein schönes Geländer mit Treppentritten welche den Aufstieg am 65 Grad steilen Granit einfacher machen. Jedoch mit dem Nachteil, dass man sich einen kostenpflichtigen Platz in der Lotterie ergattern muss, welche jeden Tage 300 Erlaubnisse für den Half Dome verlost. Nach der Saison findet man nur noch zwei am Hang liegende Stahlseile vor und ein Aufstieg ist grundsätzlich verboten, da es immer wieder Unfälle gab. Mit guten Handschuhen kann man sich aber an den Stahlseilen die letzten 100 Höhenmeter auf den Berg raufziehen. Es empfiehlt sich aber ein Klettergurt mit entsprechendem Karabinern etc. mitzunehmen, damit man sich am Stahlsein einhängen kann. Der Vorteil, wo es im Sommer nur so von Menschen wimmelt, befand sich für drei Stunden keine Menschenseele auf dem Berg. So lange musste Patrick nämlich warten bis das Licht für Aufnahmen mit seiner Drohne mehr oder weniger akzeptabel war.

Die letzten steilen 100 Höhenmeter.
Die letzten steilen 100 Höhenmeter.
Zuwenig Wasser, Not macht erfinderisch.
Zuwenig Wasser, Not macht erfinderisch.

Kurz nach Mittag ging es auf den Rückweg zum Campingplatz. Vorbei an wunderschönen Wasserfällen welche beim Aufstieg nur zu hören aber nicht zu sehen waren. Mitte Nachmittag war Patrick zurück auf dem Campingplatz und Nadine fiel ein Stein vom Herzen als er unversehrt unten ankam. Damit Nadine auch noch zu Ihrer Wanderung im Yosemite kam und Patrick’s Beine keine Chance auf einen Muskelkater hatten, wurde am nächsten Tag noch der Wanderweg zum Upper Yosemite Fall mit 800 Höhenmeter bestiegen.Mit schweren Beinen liessen wir uns am nächsten Tag von Flizz zum sehr wahrscheinlich beliebtesten Aussichtpunkt hoch chauffieren, dem Glacier Point. Dies ist wohl der beste Punkt um die Schönheit des Yosemite ohne grosse Anstrengung zu geniessen. Mit diesem krönenden Abschluss verliessen wir den Yosemite Nationalpark nach vier wunderschönen Tage, in denen auch das Wetter perfekt mitspielte, Richtung Süden.

Zurück im Flachland füllten wir ein weiteres Mal unsere Vorräte auf und kehrten in die Sierra Nevada zurück. Nur wenig südlich des Yosemite findet man hier den Kings Canyon und Squioa Nationalpark. Vor allem zweiterer ist für seine riesen grossen Sequoia Bäume bekannt. Mit dem General Sherman Tree besitzt der Park auch den voluminösesten Baum der Welt. In der USA, dem Ort an dem die Superlativen wohl erfunden wurden, hinterfragt man aber ab und zu ob dies auch wirklich stimmt. Den beinahe alles ist hier am besten, grössten, schönsten, fast zu schön um wahr zu sein. Innert zwei Tagen durchquerten wir mit Nicole und Darren den Park und genossen den super Ausblick vom empfehlenswerten Morro Rock. Am Abend machten die Männer jeweils ein Feuer und Nicole verzauberte uns mit Ihrer Küche. Alles in allem ein schöner Park, er konnte uns jedoch nicht so in den Bann ziehen wie der Yosemite. Sehr wahrscheinlich leiden wir langsam aber sicher auch an einer Baum Überdosis und freuen und jetzt die karge und leere Landschaft des Death Valley im Regenschatten der Sierra Nevada zu besuchen.

In einem langen Fahrtag nach Ridgecrest, während dem wir die Wahl der neuen US Lobby Marionette zwischen Pest und Cholera verfolgten, überquerten wir die Sierra Nevada Bergkette. Von hier ging es nach Füllung aller Vorräte und Tanks nordwärts Richtung Death Valley. Schon nach wenigen Kilometern bekommt man einen Eindruck der zu erwartenden Einöde. Im Nationalpark angekommen suchten wir zuallererst einen Ranger auf um uns mit Kartenmaterial einzudecken. Da die Zeit danach schon fortgeschritten war und es um diese Jahreszeit bereits um 17 Uhr dunkel wird entschieden wir uns zum nächstgelegenen Camping zurückzufahren. Kurz davor fiel uns ein Van auf welcher sich am Strassenrand befand und sich im Kies eingegraben hatte. Kurzerhand wurden Schaufeln und weiteres Bergungsmaterial aus dem Bus geholt um den Van wieder auf die Strasse zu bringen. Schlussendlich war die Muskelkraft nicht ausreichend und der angehaltene Pickup zog den Van mit seiner Winde spielend leicht aus dem Schlamassel. Sowas brauchen wir auch an unserem Flizz.

Sogar dem Kojoten ist es hier zu heiss.
Sogar dem Kojoten ist es hier zu heiss.

Der erste richtige Tag im Nationalpark wurde dem Titus Canyon gewidmet, eine Offroadstrecke welche Patrick schon seit langem in Planung hatte. Der Weg windet sich zuerst durch schöne Hügellandschaften, bevor es schlussendlich in den Canyon geht. Hier windet man sich mit seinem Auto durch den, manchmal nur wenige Meter breiten Canyon, bevor man am Ende ins Death Valley ausgespuckt wird. Dazu gibt es auf der Strecke noch eine Geisterstadt und alte Indianer Petroglyphen zu bewundern. Eine wunderbare Strecke die dem «Allrad» Schild zu trotz auch in einem normalen Wagen befahren werden kann. Damit wir durch die viele Fahrerei nicht faul werden unternahmen wir zum Abschluss des Tages noch eine Wanderung in den Fall Canyon.

Patrick bereit für das Geisterstadt Wellblech schlitteln.
Patrick bereit für das Geisterstadt Wellblech schlitteln

Weitere zwei Tage wollten wir im Hinterland des Norden des Parkes verbringen und die Racetrak Playa mit den mysteriös bewegenden Steinen besuchen plus Tags drauf die bis zu 200 Meter hohen Eureka Dünen bewundern, doch es wird anders kommen. So fuhren wir am nächsten Morgen die 40 Kilometer Schotterpiste Richtung Racetrak Playa, wieder war die als 4×4 markierte Strasse auch für normale Fahrzeuge problemlos machbar. Nach der Besichtigung der wandernden Steinen entschieden wir kurzfristig die Lippincott Mine Road hinunter ins Saline Valley anzusehen.

Am Start der Piste schauten wir uns noch kurz die Tafel an, wieder Allrad, Bodenfreiheit, keine Strassenwartung und kein Abschleppservice, die beiden letzteren waren neu. Wenige Augenblicke später stand noch eine Jeep Geländewagen, mit Reifen halb so hoch wie unser Flizz, neben uns und fragte ob wir hier runter wollen. Es stellte sich heraus, dass die beiden sich nicht runtergetraut hatten und uns gefolgt sind als sie uns Richtung Startpunkt fahren gesehen hatten. Nachdem wir ihnen ein bisschen Mut zugesprochen hatten, entschieden wir uns, dass wir die Piste gemeinsam runterfahren und wir umkehren sobald es zu viel wird. Doch schon nach wenigen Metern auf der Strecke wurde uns klar Platz zum Kehren ist kaum vorhanden und rauf würden wir es ohne 4×4 auch nicht mehr schaffen. Also gibt es nur noch eine Richtung, runter ins Tal in der Hoffnung keine steilen Gegenanstieg vorzufinden. Die ersten Kilometer waren ganz gemütlich und wir schossen noch genussvoll Fotos von unserem Vorfahrer.

Doch dann wurde der Weg immer ausgewaschener und ähnelte mehr einem Bachbett indem wir rutschten von Stein zu Stein herunterschlitterten. Nadine, welche normalerweise vor jedem Stein warnte wurde urplötzlich totenstill und klammerte sich nur noch an ihren Stuhl. Wir glaubten nicht mehr dran, dass wir Flizz hier ohne grösseren Schaden runterbringen aber es gab keinen Ausweg, wir mussten runter. Volle Hosen, Blut schwitzend und mit rasendem Puls quälten wir uns Meter für Meter den Weg runter. Das war kein Spass mehr, das Leben von Flizz hing am seidenen Faden. So wurden wir vom Weg mehr oder weniger ins Tal geprügelt wo wir auf einen Pickup trafen, welcher mehr oder weniger alle Flüssigkeiten auf dem Weg verloren hatte. Wir konnten es nicht glauben, dass wir Flizz bis auf eine kleine Delle im Schweller ohne aufgerissene Ölwanne oder sogar gebrochene Achsen runtergebracht haben. Nach Verabschiedung der beiden im Jeep fuhren wir nördlich Richtung einer Oase mit heissen Quellen. Eigentlich forscht Patrick die zu fahrenden 4×4 Routen im Internet jeweils nach, um mehr oder weniger objektive Meinungen zu finden. Man darf nicht vergessen, man befindet sich in einem Land, in dem der grösste Teil der Bevölkerung Angst hat ohne höher gelegten 4×4 Pickup den Bordstein auf den Walmart Parkplatz nicht zu schaffen. So sind alle unbefestigten Wege welcher der Rest der Welt mit einem normalen Auto fährt, für US Bürger nur mit einem Geländewagen zu bewältigen. Leider sind deshalb die Warntafeln meistens nichtssagend.

Wenige Kilometer weiter, hatten wir plötzliche ein ordentliches poltern auf der linken Vorderachse. Es stellte sich heraus, dass der linke vordere Reifen über einen Absatz so fest eingefedert hatte, dass sich dieser am Kotflügel aufschlitze und dabei wohl auch den Stossdämpfer killte. Nach dem Radwechsel wurde das poltern leider nicht besser weshalb wir erst einmal mit 20 Km/h zum Übernachtungsplatz fuhren um die Lage zu besprechen.

Was für ein cooler Ort dieser Warm Springs Camping im Death Valley. Eine grüne Oase mit Palmen in welcher Leute Pools gezimmert hatten wo man gratis im Wasser der heissen Quellen Baden kann. So gern wir euch Bilder der wunderschönen Pools zeigen möchten, so wollen wir unseren Lesern dennoch keine Bilder von 20 nackt badenden Alt-Hippies zumuten. Ja, es war ein Hippie Treffpunkt, welche jedoch der Nationalpark Verwaltung schon lange ein Dorn im Auge ist. Deshalb stand die Schliessung des Ortes schon ab und zu zur Rede und die Ranger übernehmen keine Wartung mehr für den Ort. So hat sich die Gemeinschaft selbstständig gemacht und unterhält den Platz. Ich glaube es waren die saubersten Plumpsklos die wir je gesehen hatten und kein bisschen Müll lag auf dem Gelände herum. Erstaunlich wie gut das dies hier funktionierte. So gern wir noch ein bisschen länger hier verweilen mochten, so drängte uns zum ersten Mal Flizz dazu das Programm nach ihm zu Richten. So entschieden wir uns den nächsten Weg zurück auf den Asphalt zu nehmen um dort zu sehen ob es sich mit dem polternden linken Vorderrad auf Asphalt besser fahren lässt. Leider war der Weg dahin weitere 60 Kilometer auf Wellblechpiste welche wir im 2. Gang innert vier langen Stunden hinter uns brachten. Wenigstens konnten wir so noch einmal die Schönheit des Tales in vollen Zügen geniessen.

Zurück auf dem Asphalt kamen wir dann besser voran und solange der Belag gut war merkte man kaum was davon. Deshalb entschieden wir uns, auf Asphalt 300 Kilometer um den Nationalpark zu fahren um noch den nicht gesehenen Teil anzusehen. So standen am nächsten Tag die gut erschlossenen Spots des Parks auf dem Plan, zu allererst der Dantes View welcher einen super Ausblick auf das gesamte Valley bietet, danach die Badlands und das Badwater Basin.

So ging unser Death Valley Abenteuer anders als geplant zu Ende. Bis auf die Geschichte mit dem 4×4 Trail war es ein wunderschöner Ort. Das Beste fanden wir definitiv den Titus Canyon und der ganze nördliche Teil welcher wesentlich einsamer ist als die asphaltierten Touristen Routen im Süden. Zudem ist es im November erträglich heiss und man kann sich auch um die Mittagszeit draussen bewegen ohne einen Hitzekollaps zu erleiden. Auch die Camping Situation ist super, Wildcampieren ist in einiger Entfernung der Strasse kein Problem, es gibt viele gratis Campingplätze und wenn kostenpflichtig, dann variieren die Preise zwischen 6-8 Dollar. Da können viele Parks noch etwas lernen, im Yosemite zahlten wir pro Nacht 26 Dollar und sassen beinahe beim Nachbar im Camper.

Momentan sind wir für vier Tage in der Stadt der Sünde, wo wir uns um Flizz’s Problem kümmern und den Luxus des Caesars Palace geniessen. Patrick hat den Sprung in Hotel Leben jedoch noch nicht ganz geschafft. Danach geht es weiter in die wunderschönen Canyons von Utah und Arizona.

5 Gedanken zu „9. California 10.10-13.11

  1. Hallo ihr Gambler, glücklos wie ich schon erfahren habe.

    Der Yosemite National Park ist der Hammer, bei den Preisen aber eben auch bei der Landschaft. Habe seit 30 Jahren ein Kletterbuch im Gestell und die Landschaften sind gemäss euren Fotos immer noch genial. Das mit dem Half Dom hast schon richtig gemacht, Patrick. Man muss oben gewesen sein und es geht Ende Saison ja auch ohne Hilfsseil, dafür mit weniger (keinen?) Leuten.

    Die wandernden Steine haben mich erstaunt und wie ich nachgelesen habe, braucht es dazu auftauenden glitschigen Boden und Wind als Antrieb.
    Ich glaube, die Reise bekommt allen gut, ausser Flizz, der ist voll gefordert.
    Machts weiter gut ihr drei.
    Pa der Yosemite Fan

  2. Endlich habe ich es auch noch geschafft den Bericht zu lesen 🙂 Ganz schön lang – und somit umso spannender! Klingt genial, was ihr da erlebt und wir wären echt gerne mit dabei…
    Passt auf Flizz auf 🙂

  3. Hallo Abenteurer

    Was ihr auch immer alles erlebt oder erleben dürft! Bin fast ein wenig neidisch und ich vermute, es war damals bei Papa und mir nicht so spannend. Vielleicht hat es aber auch mit der heutigen Kommunikation zu tun, man fühlt sich fast so, wie wenn man dabei wäre.
    Super Bericht, Fotos und ein wenig Werbung für Foampartner mit dabei.
    Ich hoffe, euch fehlt das Hotelleben nicht allzu fest und wünsche euch viel Spass, gute Begegnungen und wenig Unbill auf der Weiterreise. Freue mich schon auf den nächsten Bericht! Herzlichst grüsse ich euch.

  4. Hallo Zusammen,
    Wie immer ein toller Reisebericht. Als ich dann die Bilder vom Death Valley gesehen habe musste ich an meine Tour durchs Valley denken. Mir hat es auch sehr gefallen, nur war es zu unserer Zeit sehr heiß. Las Vergas war auch okay, aber wir waren auch lieber in den NP unterwegs. Freue mich schon auf Euren nächsten Bericht. Bestimmt fährt Ihr jetzt Richtung Valley of Fire und Zion NP ? einfach nur zu empfehlen. Grand Canyon steht doch bestimmt auch bei Euch auf dem Plan. Ich bin gespannt. Hoffe Euer Bulli macht nicht schlapp. Allzeit weiterhin eine gute unfallfrei Fahrt.

  5. Hallo Kärstin
    Vielen Dank, wir geben und alle Mühe. Der nächste Bericht von Utah ist bereits online, welcher auch das Valley of Fire and Zion NP beinhält. Mittlerweile sind wir bereits auf der Baja California und genissen die mexikanische Gastfreundschaft. Der Bericht von Grand Canyon und Joshua Tree sollte in wenigen Tagen auch online sein.
    Der Bulli läuft trotz seinen 422 TKM immer noch problemlos, in ein paar Wochen gibt es noch einen Zahnriemenwechsel und neue Reifen. Hoffe dann sind alle grossen Sachen gemacht bis zum Reiseende.
    Grüsse Nadine & Patrick

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert