18. Nicaragua 28.03-06.04

18. Nicaragua 28.03-06.04

Was, bereits Nicaragua? Wer im Geographieunterricht keinen Fensterplatz hatte, wird wohl merken, dass hier etwas vergessen ging. Das Land Honduras welches zwischen El Salvador und Nicaragua liegt durchfuhren wir in einem anstrengenden und den ganzen Tag dauernden Grenzmarathon. Sicher gäbe es auch in Honduras einiges zu entdecken, jedoch befindet sich das Meiste an der gegenüberliegenden Karibikküste oder im Landesinneren.
In den drei Stunden Fahrt welche wir im Westen Honduras bewältigten, konnten wir nichts ausmachen, was ein Anhalten lohnen würden. Sehr heiss, trocken und staubig, zusätzlich extremer Lastwagen Verkehr, schlechte Schlaglochpisten und eine dubiose Polizeikontrolle, bei welcher wir uns ein Lachen verkneifen mussten. Die Herren sahen eher aus, als seien die Chippendales in Polizisten Verkleidung einem Stripclub entronnen.

Dem nicht genug wurden wir nur wenige Meter vor der Grenzbrücke nach Nicaragua noch von einem korrupten Polizisten angehalten. Eigentlich hatte er ja Recht, wir hatten für die wenigen Meter zum Grenzposten von Nicaragua die Sicherheitsgurte nicht angelegt. Da in Zentralamerika auf den Strassen regelloser wilder Westen herrscht, kaum jemand überhaupt Sicherheitsgurte benutzt und die meisten Personentransporte auf einer überfüllten Ladefläche eines Pickups von statten gehen, konnte man die Anschuldigung jedoch nicht für voll nehmen. So händigten wir dem Polizisten Patrick’s Führerausweis Kopie aus und überlegten uns, ob wir einfach über die Brücke nach Nicaragua verschwinden sollten. Wir liessen die Fahrerflucht jedoch bleiben und harrten aus, während Patrick energisch auf alle Fahrzeuge, sogar Velos, verwies, welche auch keine Sicherheitsgurte trugen. Natürlich wollte der Ordnungshüter die 40 USD Busse gleich Bar eintreiben, als wir jedoch mit ihm zusammen zum Polizeiposten fahren wollten um die Busse zu begleichen, liess er uns mit einer Warnung von dannen ziehen. Ein korrupter Bulle wie aus dem Bilderbuch.

Gleich nach der Grenze quartierten wir uns ins Hotel ein, um uns von dem ganzen Trubel zu erholen. So konnten wir am nächsten Tag ausgeruht das Abenteuer Nicaragua starten und machten uns auf Richtung Kolonialstadt Leon. Auf der Fahrt merkt man schon, dass wir hier wohl in einem der ärmsten Länder der Welt angekommen sind. Häuser zusammengezimmert aus dem was gerade rumliegt, Ochsenwagen und Pferde sind hier übliche Verkehrsteilnehmer und auf dem Land leben um die 70% der Leute unter der Armutsgrenze.

Der Kontrast war extrem, als wir kurz vor Leon ein Einkaufzentrum antrafen. Brandneuer Bau, Kaffeehaus, Parfümerie, Elektronikshop, Supermarkt, man findet wirklich alles. Auf dem Parkplatz sehen jedoch nicht einmal zehn Fahrzeuge, ein paar Touristen und gut betuchte Einheimische. Noch extremer fiel das auf, als wir für ein halb gefülltes «Einkaufswägeli» 200 USD bezahlten. Bei einem Durchschnittseinkommen der Nicaraguaner von nicht einmal 2000 USD im Jahr ist wohl der Supermarkt für die lokale Bevölkerung nicht die übliche Art an Lebensmittel zukommen. Noch grotesker wurde es, als die Angestellten unseren Einkauf zu Flizz raustrugen und dann sogar die einzelnen Einkaufstaschen sachte ins Auto legten. Da fühlt man sich irgendwie eher als Sklaventreiber statt Kunde.

Mit aufgestocktem Vorrat, ging es Richtung Altstadt welche von der ältesten und grössten Kathedrale, Basilica de la Asunción, geprägt ist. Ein ordentliches Gemäuer und vom Dach konnte man die Stadt wunderbar überblicken. Ums Haar wurde uns diese schneeweisse, eindrucksvolle Kathedrale zum Verhängnis. Ein sensibler Teil des Gemäuers darf nämlich nicht betreten werden, doch hatten sich Tabea und Patrick unglücklicherweise genau diesen Ort für unterstehendes Foto ausgesucht. Dies gab eine ohrenbetäubende Schelte der Aufsichtsperson und die Dame hat uns nahegelegt, dass wir absichtlich auf dem UNESCO Kulturerbe rumgetrampelt seien. Natürlich war das nicht der Fall und dank unserem unschuldigen Hundeblick konnten wir dann doch einer horrenden Busse entgehen.

Leider gilt Leon jedoch auch als heisseste Stadt Nicaraguas, weshalb wir nach nur zwei Stunden die Flucht Richtung Cerro Negro antraten. Hier konnten wir bewacht von einer Militärkompanie am Eingang des Nationalparks übernachten. Kurz nach Sonnenaufgang hiess es dann Bretter schnappen und den kurzen Marsch auf den Cerro Negro antreten. Oben angekommen montierten wir die Schutzkleidung und rasten auf den Brettern den Vulkan hinunter. Was für ein Gaudi! Hätte uns die Sonne nicht schon so erbärmlich auf den Rücken gebrannte, hätten wir wohl noch eine zweite Runde unternommen.

Wenn man sich schon im Land der tausend Vulkane befindet, reicht wohl ein Vulkan nicht. Weshalb wir uns als nächstes für eine grössere Tour mit Sack und Pack auf den aktiven Vulkan Telica entschieden. Fünf lange stunden Quälten wir uns bis zum Nachtlager wenige Meter unterhalb des Kraters empor. Kaum jemand von uns dreien hat wohl je so geschwitzt. Der Schweiss lief wie ein Bach das Gesicht runter und die Frauen waren sich einig, die Wanderung war härter als der Acatenango in Guatemala. Die brütende Hitze und der schwere Rucksack mit der ganzen Camping Ausrüstung taten ihr Übriges.

Der Aufwand lohnt sich aber, denn eine wunderbare Campingwiese, wenn auch wie immer zugemüllt, und das brodelnde Lava brachten alle Schmerzen zum Verschwinden. Als aus dem Nichts noch ein Herr mit einer Kühlbox auf der Schulter auftauchte und uns mit kaltem Bier versorgte war die Welt wieder in Ordnung.

Das ist auch etwas Verrücktes in Zentralamerika, fast auf jedem Gipfel findet man Einheimische welche aus einer Kühlbox Eis oder Getränke verkaufen. Natürlich denkt man dann gleich an Wucherpreise, für eine Dose Bier bezahlten wir jedoch nur zwei USD. Unglaublich der Herr schleppt sich täglich stundenlang mit schwerem Gepäck den Hügel rauf, um dann für ein bisschen Marge eine handvoll Getränke zu verkaufen. Das sollte man sich als Mitteleuropäer mal vor Augen führen, wenn man sich das nächste Mal über seinen Job beschwert.

Nach einem Tag Reisepause für Computerarbeiten und Skypen, wo wir dank netten Holländern ein ganzes Haus als Erstmieter für nur zehn USD pro Tag mieten konnten, fuhren wir Richtung Granada. Eine weitere schöne Kolonialstadt, welche uns noch ein Stück besser gefallen hatte als Leon. Wie meistens, wenn wir in der Stadt unterwegs sind, zogen wir nach ein paar geschossenen Fotos und einem guten Kaffee weiter um uns in der nahen Laguna de Apoyo abzukühlen. Schnell merkten wir das öffentliche Seezugänge rar sind und alle kommerziellen Anbieter fünf USD pro Person verlangten damit wir uns ein Stündchen abkühlen können. Dieser Abzocke wollten wir jedoch nicht nachkommen und fragten die Familie im heruntergekommensten Hüttchen ob wir bei ihnen parken und baden dürfen. Kein Problem, das ganze kostete uns nur zwei Dosen Bier. Mit Abkühlung war jedoch bei der Wassertemperatur nur bedingt zu denken, dennoch ist der tiefblaue Kratersee eine Augenweide.

Als letzte Tat des Tages stand mal wieder ein Vulkan auf der ToDo Liste. Der sehr aktive Masaya kann man entweder während dem Tag anschauen oder in einer geführten Autokarawane am frühen Abend. Da Lava erfahrungsgemäss im Dunkeln besser zu sehen ist, stellten wir uns eine Stunde vor Sonnenuntergang in den wartenden Fahrzeugstau. Kurz nach dem dämmern setzte sich die Schlange in Bewegung und einige Minuten später schauten wir direkt in die Hölle. Wir hatten schon einige male Lava gesehen auf dieser Reise, aber das zischende, fauchende Loch gefüllt mit rotglühender kochender Lava des Masaya werden wir so schnell nicht vergessen. Was für einen Anblick, den man trotz aller Mühe mit der Kamera nicht einfangen kann. Leider ist der Aufenthalt jedoch auf 15 Minuten begrenzt und kaum ist man oben, zwingt einem eine Trillerpfeife bereits wieder zur Abfahrt. Dafür konnten wir für Lau direkt am Eingang übernachten, um Nachtfahrten zu vermeiden.

Als letztes Highlight in Nicaragua steuerten wir die Insel Ometepe an. Diese Vulkaninsel liegt in Lago Nicaragua, dem grössten See Mittelamerikas. Auf kleinen wackligen Fähren, welche jeweils mit einer handvoll Autos gefüllt werden, mussten wir Flizz rückwärts Zentimeter genau einparken. Um Platz zu sparen mit eingeklapptem Spiegel und einem Einweiser dessen Augen in alle Richtungen schielten. Patrick wartet nur auf das metallische Kratzgeräusch mit der Schiffswand, doch der Herr hatte seinen Job im Griff.
Die stündige Überfahrt verlief, bis auf Nadine’s mulmigen Magen, ohne Probleme.

Da die beiden Frauen immer noch mit Muskelkater der letzten Wanderungen zu kämpfen hatten, liessen wir die herausfordernden Besteigungen der beiden Vulkane der Insel Links liegen. Wir entschieden uns die Insel einmal mit dem Auto zu umrunden und uns ab und an mit einem Sprung in den einzigen See der Welt mit Süsswasser Haien abzukühlen.

Doch schon nach etwas weniger als 48 Stunden standen wir schon wieder Schlange um die Fähre zurück auf das Hauptland zu nehmen. Die Insel bot zwar immer wieder schöne Ausblicke und es gibt einige nette Cafès und Restaurants, aber aus dem Hocke gehauen hat sie uns nicht.

Am nächsten Morgen waren für uns die Tage in Nicaragua gezählt. Die Nicaraguaner liessen und jedoch nicht so einfach von dannen ziehen und durchschnüffelten mit ihrem Drogenhund unseren Wagen. Klingt ja vorerst nicht so schlimm, als dann der Polizist seinen fetten, Speichel triefenden Köter jedoch auf unsere Bett lotste und diese sich über unser Bettzeug hermachte, wäre es wohl an der Zeit gewesen unseren kanadischen Bärenspray auszutesten. Doch leider wurde dieser wenige Minuten vorher als „Waffe“ von den Grenzschützern konfisziert…

 

Ein Gedanke zu „18. Nicaragua 28.03-06.04

  1. Mega lässig, euri Bricht. Schmunzle und ah’s und oh’s ab dene Wahnsinnsföteli garantiert:-)

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