20. Panama 22.05-05.06

20. Panama 22.05-05.06

Panama hiess uns mit einem modernen, gut beschilderten und gepflegten Grenzübergang willkommen. Dazu keine aufdringlichen Geldwechsler oder Grenzhelfer soweit das Auge reicht, so muss das sein. Nur die Dame beim Fahrzeugimport hatte so ihre Probleme die Daten in unserem Fahrzeug Brief zu finden und wir mussten das Papier etliche Male returnieren bis alles stimmte. Das ist hier in Panama besonders wichtig, damit beim Verschiffen von Flizz im Container und dem dazu anfallendem Bürokratie Wulst keine Unstimmigkeiten auftauchen. Nichts desto trotz konnten wir kurz vor Mittag durch die Desinfektionsschleuse nach Panama einreisen. Im bekannten grün von Costa Rica ging es weiter bis zur erst grösseren Stadt David um einige Besorgungen zu machen.

Da wir wohl in nächster Zeit noch genug im heissen Tiefland übernachten können, entschieden wir uns noch die Strecke nach Boquete zurückzulegen um einen Schlafplatz auf 1500 Meter zu ergattern. Hier oben dreht sich alles um den Kaffeeanbau und den Barú Volcano Nationalpark.
Der Entscheid hier oben zu übernachten war genau der richtige, die Nacht war zwar nass aber angenehm kühl. Von der Höhe noch nicht genug entschieden wir uns noch bis zum Barú Volcano National Park auf 2300 Meter hoch zu fahren. Der einsame Ranger hier oben konnte uns dann noch für eine Wanderung durch den Dschungel überreden.

Zurück in Boquete trafen wir Elvira und Ruedi unsere Verschiffungspartner aus Fehraltdorf. Gemeinsam reisten wir vier Tage lang entlang dem Highway 1 Richtung Panama City. Wahnsinn wie der Highway momentan ausgebaut wird, 200 Kilometer lang ununterbrochene Baustellen an welchen abertausende von Leuten beschäftigt sind.
In den Städten entlang dem Highway entstehen riesige Einkaufszentren oder die USA typischen Plaza’s, während dem am Strassenrand Indigene versuchen ihre Handvoll Ananas für ein paar Dollar an den Mann zu bringen. Die Gegensätze sind schon verrückt.

Kurz vor Panama City entschieden wir nochmals ein wenig Höhenluft zu schnuppern und fuhren nach La Valle. Einem Dörfchen auf 600 Meter in einem erloschenen Vulkankegel. Hier fanden wir eine super Unterkunft mit riesiger Küche, Grill und privat Pool.

Die Fahrt über die grosse Bücke, Puente de las Américas, nach Panama City rein war dann definitiv eindrücklich. 117 Meter hoch, Frachtschiffe die unten durchfahren und die Skyline von Panama in Sichtweite. Jedoch leider keinen Pannenstreifen um ein Foto zu schiessen.
In Panama City haben wir uns über Airbnb für drei Nächte eine Wohnung gemietet. Wie sich herausstellt sind wir die Erstbezüger, Vorteil alles ist brandneu teilweise noch nicht mal ausgepackt, Nachteil einige Steckdosen funktionieren noch nicht und der Wäscheturm will auch nicht immer wie wir wollen. Dennoch geniessen die Frauen das Kochen in einer riesigen Küche mit Backofen während dem sich die Männer in den klimatisierten Räumen um den Feinschliff der Verschiffung kümmerten.

Da Elvira und Ruedi den Panamakanal schon auf einer früheren Reise gesehen hatten zogen wir zwei früh morgens alleine los um gleich zur Öffnung der Tore um neun Uhr auf der Las Flores Aussichtsplattform zu sein. So einfach ist es nämlich nicht sich bei dem Menschenauflauf hier einen Platz am Geländer zu verschaffen.
Da pünktlich um Mittag die Fahrrichtung des Kanales gedreht wird, müssen die Schiffe des Pazifiks bis dann den Kanal in die Karibik verlassen haben da um zwölf Uhr die Schiffe von der Karibik anfangen in den Kanal einzufahren. So ist an der Miraflores Schleuse zwischen mindestens 10-14 Uhr gar nichts los. Wir hatten gerade noch Glück ein paar kleine Schiffe kurz nach neun den Kanal passieren zu sehen. Nach einem Kaffee entschieden wir uns noch das vollgestopfte Museum zu besuchen um danach den Rückweg anzutreten.
Der Besuch der Miraflores Schleusen war doch etwas enttäuschend, warum legt man die Öffnungszeiten (9-16 Uhr) so , dass man nur mit List und Tücke überhaupt Schiffe zu sehen kriegt. Zusätzlich ist es nicht möglich mit dem Ticket am späteren Nachmittag nochmals einzutreten, so müsste man mindestens vier Stunden dort verharren um die Schiffe in die andere Richtung zu beobachten. Den Preis von 15 USD pro Person am Nachmittag nochmals zu zahlen, war es uns dann nicht wert.
Hätten wir in Panama länger Zeit gehabt, hätten wir wohl die neuen grossen Schleusen in Colon, Agua Clara angesehen. Seitdem Ausbaus des Kanals und dem Bau der neuen Schleusen Mitte 2016, fahren durch die Miraflores Schleusen nur noch die «kleinen» Boote des Kanals.

Einen Tag bevor wir das Auto abgeben müssen, steht der Besuch bei Polizei von Panama auf dem Programm. Kurz vor sieben standen wir mit offener Motorhaube in Rieh und Glied nur um erstmal eine Stunde zu warten bevor überhaupt wer auftaucht. Nachdem der Herr in Seelenruhe einige Autos vor uns kontrolliert hat, waren wir an der Reihe. Eine kurze Kontrolle ob unsere Fahrgestellnummer mit den Dokumenten übereinstimmt damit wir das richtige Auto exportieren. Das beste jedoch, um zwei Uhr nachmittags muss man nochmals vorbei um die fertigen Papiere abzuholen. Lateinamerikanische Ineffizienz in Reinkultur. Dennoch hatten wir am Abend alle erforderlichen Papiere um am nächsten Tag Flizz in den Container zu verladen.

So brausten wir am nächsten morgen früh nach Colon um unseren Agenten um neun zu treffen, er hat sogar ausdrücklich erwähnt wir sollen pünktlich sein. Doch im Verkehrschaos von Panama ging es kaum vorwärts, die Zeit verstrich und wir machten kaum Vorschritte. Blutschwitzend und mit Bodenblech konnten wir auf der Autobahn wieder etwas Zeit gut machen und fuhren Minuten genau vor nur um herauszufinden, dass der Herr Agent 40 Minuten verspätet eintraf…

Ab dann lief dann aber alles wie am Schnürchen und drei Stunden später waren Flizz und Landy im Container verstaut und festgezurrt. Dieser wurde wiederum versiegelt damit hoffentlich niemand ausser wir in Cartagena den Container öffnen. Tschüss Flizz wir sehen dich in Kolumbien wider.

Das Gefühl nach beinahe einem Jahr Leben im Auto plötzlich nur noch mit dem Rucksack dazu stehen ist schon etwas komisch. Etwas betrügt nahmen wir das Taxi in das Städtchen Portobelo, wo wir in zwei Tagen unser Segelschiff besteigen werden, welches uns ebenfalls nach Cartagena bringt.

Portobelo ist geschichtlich ein sehr interessantes Dörfchen, die Hafenmauern und Kanonen zeugen von seiner Blüte in der Kolonialzeit. Dazumal wurde es von den Spaniern als Umschlageplatz für Silber genutzt, heute ist es UNESCO Weltkulturerbe.

Am 1. Juni gibt es dann kein Zurück mehr und wir bezogen mit Sack und Pack die Mintaka, unser Segelschiff. Nadine war ziemlich nervös, da sie hervorragender Kandidat für Seekrankheit ist. Schon kurz nach Verlassen der geschützten Bucht bestätigte sich das uns sie war die erste Überfahrt durch die Nacht an den Kotzkübel gebunden. Als wir am nächsten Morgen den Anker im ersten Atoll der San Blas Insel setzten, erholte sie sich jedoch schnell wieder. Als Nadine, nach einem Schorcheltour, mit Bier an der Bar auf der nicht mal 100×100 Meter grossen Insel sitze und Patrick sich im Volleyball mit den Einheimischen duellierte war dann die Welt für alle wieder vollkommen in Ordnung. Patrick musste sich trotz vollem Einsatz mit blutigen Knien und Ellbogen von den zwei Kopf kleineren Kuna Indianer in drei Sätzen geschlagen geben. Schlechtes Terrain, Heimvorteil aber was soll man Tag ein Tag aus auf der kleinen Insel machen ausser seine Volleyballfähigkeiten zu verbessern.
Die Nacht verbrachten wir vor Anker was das Schlafen angenehmer machen wäre da nicht die Tropen Hitze. So entschieden sich einige Mitfahrer jeweils auch an Deck zu übernachten.

Am nächsten Morgen konnten wir endlich einmal die Segel hiessen und einige Seemeilen mit Hilfe des Windes zurücklegen, doch lang hielt dieser leider nicht an. So wurde der Rest bis zu einem wundervollen Schnorchel Riff mit dem Motor zurückgelegt. Am späteren Nachmittag setzten wir dann nochmals mit dem Schlauchboot auf eine Insel über um mit dem Häuptling der Kuna Indianer einen Coco Loco zu trinken. Unser Captain Manfred brachte den Schnaps und die Kuna bereiteten die Kokosnüsse vor um diese danach zu pantschen. Bald kam natürlich vom Häuptling die Frage wo wir alle herkamen, Schweiz, Deutschland, Belgien, Südafrika… Hier wurde er stutzig Südafrika und weisse Haut das gehe doch nicht. So versuchten wir dem netten Herrn eine halbe Stunde lang zu erklären das es in Afrika sehr wohl Bleichgesichter gäbe, er liess uns jedoch sein Weltbild nicht zerstören, lachte nur und glaubte uns kein Wort. Afrika gleich stark piigmentierte Menschen war schon immer und wird immer so bleiben. So beliessen wir es bei unseren Bekehrungsversuchen.

Am nächsten Morgen fuhren wir noch zum letzten und wohl schönsten Atoll auf der Schiffsreise. Umringt von drei kleinen Insel konnten wir abermals baden und schnorcheln bevor wir am späteren Nachmittag nochmals die super Küche von Petra geniessen konnten. Bevor wir die 35 Stunden Überfahrt durch offenes Wasser bis nach Cartagena antreten konnten mussten wir jedoch noch einen in die Ankerkette verwickelten Aussenborder wieder auf den Meeresgrund befördern. Nadine war Angst und Bange so lange Zeit auf dem Schiff festzusitzen, so warfen wir im sechs Stunden Rhythmus «Anti-Seekrank Pillen» ein. Über die Reling musste diesmal niemand doch die meisten lagen wie tote fliegen auf Deck oder im Bett. Zum Glück beruhigte sich die See am letzten Abend nochmals und man konnte beim lauwarmen Wetter, Mondschein und ab und an passierenden Frachtschiffe die letzten Seemeilen unserer Fahrt geniessen bevor wir kurz nach Mitternacht in Cartagena in den Hafen einliefen.
Unser Segeltörn hatte zwei Gesichter, wunderschöne Inseln, kristallklares Wasser und teilweise bei ruhiger See so schön Fahrten. Auf der anderen Seite brennende Sonne, stickige Kabinen, flaue Mägen und ein überfülltes Boot. Alles in allem war es sicher eine sehr interessante Erfahrung sind aber froh erstmals wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

5 Gedanken zu „20. Panama 22.05-05.06

  1. Wow! So viel erlebt ihr! Wünsche euch zweien weiterhin wertvolle Momente. Danke für eure Updates

  2. Schade, gab es nicht mehr Wind zum Segeln, wäre mit dem grossen Kahn sicher interessant gewesen. Dann bleiben wir doch lieber mit der kleinen Jolle auf dem Walensee.
    Die Laser Crew Kili und Pa

  3. Toller Beitrag! Einiges kam mir bekannt vor von meinem Trip damals … (ich sag jetzt nicht da Jahr, sonst komme ich mir noch alt vor).
    Aber eigentlich cool, dass das mit eurem Auto Export so schnell wart. Bei mir hat das damals drei Tage gedauert, bis alle Papier beisammen waren und am Schluss hat das keine Sau interessiert.
    LG

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