22. Ecuador 26.07-21.08

22. Ecuador 26.07-21.08

Die Einreise nach Ecuador war eine Geduldsprobe. Drei Stunden lang standen wir in einer Grenzposten umschlingenden Schlange, bis wird endlich den Einreisestempel für Ecuador besassen. Unmengen an Venezolaner versuchten sich wohl Eintritt nach Ecuador zu verschaffen um der aktuell brisanten Lage in ihrem Heimatland zu entgehen.

Dafür wurden wir dann von der Autobahn in Ecuador entschädigt. Dreispurig, wenig Verkehr und besserer Belag als manche Rennstrecke. Hier müsste man unser Bundesamt für Strassen in die Ferien schicken und fragen, wie es sein kann, dass ein Drittweltland solche Strassen hinzaubern kann und wir zuhause tagtäglich auf einer Infrastruktur aus den 60er Jahren im Stau stehen. Oder warum man es seit zwanzig Jahren nicht fertig bringt, im Zürcher Oberland eine paar Kilometer entfernte Autobahn Enden miteinander zu verbinden…
Auch Landschaftlich muss sich Ecuador schon auf den ersten Metern nicht verstecken, wunderschöne Täler und in den Himmel ragende Vulkan.
So erreichten wir nach wenigen Stunden ein «Muss» Ziel im Norden von Ecuador, die Finca Sommerwind. Zwei ausgewanderte Deutsche haben sich hier einen wunderschönes Fleckchen Land gekauft und einige Bungalows plus ein Café aufgebaut. Desweitern hat sich der Ort in den letzten Jahren zu einem Overlander Treffpunkt gemausert, kein Wunder bei der wunderschönen Anlage.

Im Ganzen verbrachten wir ganze fünf Nächte auf der Finca, es gab aber auch viel zu tun.

Patrick wendete sich trotz Geburtstag zwei Tage lang Flizz zu, da dieser bei kaltem Motor immer mit Startproblemen zu kämpfen hatte. Die ersten zehn Stunden verbrachte er am Computer um irgendwie die Raubkopie der Diagnose Software für Volkswagen zum Laufen zu bringen. Mit Hilfe des Computers und einer Flasche Bier um sich Mut anzutrinken wurde dann an Rollen des Zahnriemens herumgewerkelt bis die Einspritzzeiten des Diesels wieder perfekt eingestellt waren. Ab da lief Flizz wieder wie ein Schweizer Uhrwerk und Patrick hat wieder etwas dazu gelernt.

Nadine vergnügte sich in der Zeit mit den fünf Hunden welche auf der Finca leben oder ging ihrem Bus Putzfimmel nach.

Samstag hiess es dann auf zum grössten Markt in Ecuador im nahen Otavalo. Zuerst nahmen wir den Vieh Markt unter die Lupe, Hühner, süsse neugeborene Häschen, Gänse, Meerschweinchen und vieles mehr. Nadine hielt es aber nicht allzu lange aus, die Tiere so eingesperrt und schon beinahe aufeinander gestapelt zu sehen. Die Beziehung zu Tieren ist in Lateinamerika schon noch etwas Anderes.
Daneben messen sich die Männer im traditionellen Hahnkampf. Leider war gerade kein Kampf zu Gange, damit wir das «Spektakel» beobachten hätten können.

Der eigentliche Markt im Stadtzentrum war dann wirklich gross und unübersichtlich, zum Glück hat Patrick immer sein Smartphone mit Karte und Kompass dabei, so fällt die Navigation zwischen den verwinkelten Markständen leicht.
Das weitaus grösste Angebot auf dem Markt bestand aus Alpaka Wollkleidern in allen Formen und Farben. Das Ganze zu Preisen bei welchen Nadine nicht nein sagen konnte und deshalb zwei neue Schäle und einen Pullover erstand. Patrick gab sich mit einem Cappuccino im nahen Café zufrieden.
Natürlich gibt es auch handgemachten Schmuck, sonstige Kunstgegenstände und diverse Lebensmittel. Den ersten Angeboten von knackig gebratenen Meerschweinchen konnten wir jedoch noch wiederstehen.

Am letzten Tag auf der Finca konnten wir endlich auch das wunderbare Café testen, welches nur am Wochenende geöffnet hat. Feine deutsche Küche und ein super Frühstück mit hausgemachter Marmelade und Brot. So fiel es uns am nächsten Tag auch nicht leicht, diese Oase zu verlassen.

Auf der wunderbaren Autobahn ging es weiter Richtung Quito mit einem kleinen Abstecher zum Mojanda Lake welcher sich als nicht so klein herausstelle. Die Fahrt von Norden zum See auf 4200 Meter ging noch relativ problemlos, doch Patrick wollte es vermeiden den gleichen Weg zurück zu fahren. So endeten wir zweimal auf einer holprigen ausgewaschenen Schotterstrasse und konnten nicht mehr weiter. Patrick wetterte wieder einmal, wie Volkswagen so einen schweren Bus ohne Untersetzung verkaufen kann. Mit rauchender, stinkender Kupplung und erhöhtem Herzschlang brachten wir den Wagen jedoch beides mal wieder auf die Hauptstrasse. So waren dann die Nerven auch blank und wir fuhren ohne Natur oder See gross Beachtung zu schenken wieder den angestammten Weg zurück auf die Autobahn.

Kurze Zeit später stand jedoch ein grosser Moment an, wir überquerten den Äquator und befinden uns fortan auf der Südhalbkugel. Für uns beide das erste Mal in unseren Leben.
Natürlich darf hier ein Monument nicht fehlen welches jedoch bei Errichtung falsch vermessen wurde und deshalb 240 Meter zu südlich steht. Dennoch ein schönes Fotomotiv mit Vulkan Cayambe im Hintergrund.

Nach kurzem Kampf durch den Verkehr der Hauptstadt Quito, fanden wir uns im Hostal Zentrum ein. Gerd, der 86-jährige Inhaber ist der einzige der inmitten von Quito einen Campingplatz anbietet. Hier hatten wir am nächsten Morgen mit Bruno abgemacht, einem ausgewandertem Schweizer, welche der Bruder von Nadine’s Arbeitskollegin ist. Er versorgte uns mit Tipps für Ecuador, Galapagos und Quito selbst. So machten wir uns wenig später auf in ein Reisebüro welches sich auf Last Minute Galapagos Reisen spezialisiert hat. Ganze drei Stunden gingen wir mit Luis etwa 15 verschiedene Angebot durch, währendem er eine Unmenge an Telefon Anrufen tätige um Abklärungen zu machen oder am Preis zu feilschen. Irgendwann bekamen wir jedoch ein Angebot welches wir nicht ablehnen konnten und stiessen mit Luis und Bier auf den Reiseabschluss an.
Da die Reise aber erst ein zehn Tagen startet haben wir noch wunderbar Zeit den Rest von Ecuador zu durchkämmen und danach den Flug von der südlich liegenden Stadt Guayaquil zu nehmen.

Mit den neu kennen gelernten Schweizern Seraina und Markus aus Winterthur und den beiden deutschen Britta und Sebastien, welche beide mit ihren Camping Bussen vom Süden her kommen gingen wir am Abend Essen. Die beiden Schweizer hatte jedoch ein Unheil erreicht, ihre Nockenwelle im Motor ist gebrochen und da sie sich sowieso beinahe am Ende der Reise befinden, werden sie ihren Bus wohl in Ecuador zurücklassen. Einen legalen Weg zu finden den Wagen hier zu verschrotten oder zu verkaufen ist jedoch gar nicht so einfach, weshalb sie gerade einen Ämter Marathon durchmachen.

Die Altstadt von Quito darf man natürlich auch nicht auslassen, sie gilt als eine der schönsten Kolonialstädte. Wie Sardinen stopften wir uns in den öffentlichen Bus und fuhren Richtung Altstadt. Einige schöne Kirchen, Parks und nicht zuletzt den Palast des Präsidenten kann man hier begutachten. Fanden wir alles ganz schön anzusehen aber irgendwie waren Städte wie Cartagena oder Medellín wesentlich aufregender.

Am Abend hatte Bruno uns vier Schweizer bei sich zum Nachtessen eingeladen. So gutes Steinpilz Risotto mit einem schier unaufhörlichen Nachschub von zartem Schweinsfilet ist hier schwer zu finden. Spannende Gespräche und zu guter Letzt einige stark gemischte Cuba Libres rundeten den Abend ab. Untypisch für Overlander kamen wir auch erst um ein Uhr ins Bett.

Eigentlich hatten wir ja das Ziel am nächsten Morgen Quito zu verlassen und weiter nach Süden zu fahren. Der Cuba Libre machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und Patrick verbrachte den Tag liegend im Bett. Dafür lernten wir noch zwei weitere deutsche Pärchen, Sandra und Timo sowie Christina und Torsten kennen. Sie kommen auch vom Süden und gaben uns noch einige Tipps und Reiseführer für unsere weitere Reiseroute im Süden. Viele Dank.

Nun war es aber definitiv an der Zeit um von Quito aufzubrechen, da es bis zum Start unsere Galapagos Reise doch noch einiges zu sehen gibt.

Erste Anlauf stelle war der 5897 Meter hohe Cotopaxi Vulkan im gleichnamigen Nationalpark. Was für ein Ausblick, wenn sich der vergletscherte Gipfel zwischen den Wolken zeigte. Doch auch die umliegende Landschaft gefiel uns besonders gut. Das beste alle Nationalparks in Ecuador (bis auf Galapagos) sind gratis, dasselbe galt für den Campingplatz im Park.
Leider fiel unser Besuch genau auf das Wochenende, was wir am nächsten Tag bei der Fahrt auf der Schotterstrasse zum höchsten befahrbaren Punkt des Vulkans bitter bereuten. Eine steile lose Schotterpassage wurde zum Verhängnis vieler Autos, weshalb ein riesen Durcheinander entstand. Autos standen quer auf der Bahn oder fuhren Rückwerts wieder den Berg runter. Einmal angehalten war auch für die vielen Pickups und SUVs kein anfahren mehr möglich.

Als dann Patrick eine kleine Lücke entdecke, holte er einige hundert Meter Anlauf und durchfuhr die Stelle mit Bravour. Was reduzierter Luftdruck und neuwertigen Geländereifen ausmachen ist schon erstaunlich, auch wenn wir einen überladenen untermotorisierten VW Bus fahren.
Leider zu früh gefreut, in der nächsten Kurve ging Flizz dann doch die Luft aus und wir rollten rückwärts wieder auf unsere angestammte Position zurück. Mit noch etwas mehr Anlauf hätte es sicher geklappt, da der Gipfel jedoch in Wolken gehüllt war entschieden wir uns das Vorhaben abzublasen.
Als wir die Kolonne an Autos sahen welche uns bei der Runterfahrt entgegen kamen, war es einen guten Entscheid. Seit wir Reisen mögen wir keine Wochenenden mehr…

Den Nationalpark verlassen und zurück im Tal fuhren wir gleich auf der anderen Seite wieder in die Berge hoch, zum bekannten Quilotoa Loop. Anfänglich fährt man durch schön Landschaften bis das Ganze im Highlight, der Quilatao Lagune, gipfelt. Plötzlich riss Patrick zu Nadine’s erstaunen mitten auf der Strasse eine Vollbremse. Sie ahnte schon schlimmes, Hund erwischt, Flizz defekt oder sonst was. Alles in Ordnung, nur die Kilometer Anzeige von Flizz sprang auf die Schnapszahl 444’444 Kilometer um. Das muss man natürlich festhalten.
Das letzte Steilstück zum Aussichtspunkt der Laguna auf 3974 Meter wurde im ersten Gang und im Schritttempo bewältigt. Die arme Oma welche sich mit Gehstock im Schneckentempo auch raufschleppte und uns dabei wild fuchtelnd um Mitnahme bat mussten wir leider aus Angst, nicht mehr Anfahren zu können, links liegen lassen.
Oben angekommen konnten wir gerade noch die letzten Sonnenstrahlen auskostend und genossen den Ausblick von der Aussichtsplattform.
Eigentlich wäre die Wanderung um die Lagune ja ein Muss, aber irgendwie wollte die Wanderlust am nächsten Morgen nicht so richtig. So kam es uns gerade Recht, dass die Lagune in dicken Nebel gehüllt war und wir dies als Ausrede nehmen konnten.

Wieder ging es alles zurück ins Tal und auf der gut ausgebauten Panamericana weiter Richtung Süden ins Backpacker und Wochenendtouristen geflutete Baños. Auf der Suche nach einem Parkplatz sehen wir plötzlich Kuhglocken und hören Florian Ast aus den Boxen klingen. Weniger Minuten später sitzen wir vor Capuns, Cordon Bleu und Rösti im Swiss Bistro. Der Inhaber befindet sich wohl auf seiner nahen Finca de la Vaca, doch das angelernte ecuadorianische Küchenpersonal steht einem Schweizer Chef in nichts nach. Super lecker und authentisch.
Mit gefülltem Magen ist es an der Zeit dem Rummel zu entkommen. So lassen wir Flizz die Talseite raufkämpfen, bis wir einen wunderbaren Campingplatz mit Blick auf das Tal erreicht haben.
Das Beste war aber wohl die Schaukel, auf welcher man über den Abgrund schwingen kann, dazu einen jungen Hund zum Spielen und kleine Meerschweinchen zum Streicheln. So ist für alle gesorgt.

Wenn man schon mal in Ecuador ist muss man natürlich auch einen Blick auf den höchsten Berg von Ecuador erhaschen, den Chimborazo. Wenn man diesen 6268 Meter hohen Kolos besteigt, befindet man sich zusätzlich am nächsten Punkt zur Sonne den man auf der Welt erreichen kann.
Kurz nach dem Nationalparkeingang fanden wir einen wunderbaren Schlafplatz mit Sicht auf den Vulkan. Vor Freude über den schönen Platz und die weitläufige karge befahrbare Fläche musst Patrick noch das Kind rauslassen. Mit Handbremse und wilden Steuermanöver wurde der Platz in einen Schleuder Parcour verwandelt. Leider haben wir die Rechnung ohne den Nationalparkwächter gemacht, welcher angebraust kam und uns klar machte, dass hier keine Übernachtung und schon gar kein querfeldein fahren erlaubt sein.
Auf der Suche nach einem anderen Schlafplatz quengelte Patrick genug lange um Nadine von der Übernachtung am höchsten befahrbaren Punkt auf 4800 Meter zu Überzeugen. Was für ein Fehler.
Eigentlich sind wir ja nicht allzu schlecht akklimatisiert, doch 4800 Meter war dann definitiv zu viel. Nadine konnte mehr oder weniger durchschlafen, während Patrick schnaubend wie ein Pferd die halbe Nacht auf der Suche nach Sauerstoff war. Gerädert entschieden wir uns, nach einem appetitlosen Frühstück, die geplante Rundwanderung auszulassen und dafür so schnell wie möglich wieder in tiefere Gefilde zu fahren.
Doch so einfach ist das nicht, Flizz in der Höhe, bei nebliger Luft und nach einer kalten Nacht zum Laufen zu bringen. Nur etliche Male lange orgeln erweckten ihn wieder zum Leben und die ersten paar Kilometer war selbst bergab kaum Beschleunigung möglich. Die Höhe, eine Tortur für Mensch und Maschine.

Weiter ging es in den Anden Richtung Süden bis wir in der drittgrössten Stadt Cuenca ungeplant auf die bekannten Gesichter aus Quito, Christina und Torsten, trafen welche hier ihr Auto verkaufen. Da der Flug auf die Galapagos Insel drängte mussten wir leider nach wenigen Stunden Quatschen von den beiden und der Stadt Cuenca, welche uns auf den ersten Blick super gefallen hat, Abschied nehmen.
Ein letztes Mal hiess es den 4000 Meter hohen Pass im Caja Nationalpark zu bewältigen bevor wird in den Nebel und die Pampas auf Meereshöhe eintauchten.

Guayaquill ist dann eine Stadt welche man getrost links liegen lassen kann, hektisch, tropisch und industriell. Immerhin fanden wir kurz neben unserem Parkplatz, wo Flizz während unserer Galapagos Reise steht, eine wunderschöne neu Shopping Mall.
Da wir unsere Bergschuhe als zu extrem für Galapagos empfanden wollten wir uns hier noch mit neuen Turnschuhen eindecken. Die Verkäuferin zeigte uns mal wieder lateinamerikanische Mentalität in Reinform. Schuhe gefunden, 120 Dollar bezahlt aber den Schuhkarton wollten wir gerne dalassen, kein Platz im Auto. Geht leider nicht, die Dame zeigt mit ihrem Finger auf ihren Abfalleimer der für Schuhkartons definitiv zu klein war. Wir schüttelten nur den Kopf, verliess fluchtartig den Laden und stopften den Karton in den Mülleimer auf dem Parkplatz.
In der selben Mall wollten wir bei der Rückkehr von Galapagos noch etwas Geld für die restlichen Tage in Ecuador auf das Handy laden. Also kurz in den offiziellen Claro Shop und an die Theke an der gross «Aufladen» dran stand. Fünf ans Smartphone gefesselte Verkäufer und kein anderer Kunde weit und breit. Wurde aber nichts, nur sechs Dollar könne man hier nicht aufladen ich solle es daneben im Supermarkt versuchen. Da war wohl einer zu faul einige Dollar Wechselgeld aus der Kasse zu suchen.
Ähnliche Situationen haben wir definitiv schon öfters erlebt, auch unglaublich wie alle Verkäufer immer an ihren Smartphones kleben. Wenn man Glück hat wird man aber nach langem Betteln, und dem Abwarten bis alle WhatsApp Nachrichten beantwortet und der Facebook Status aktualisiert ist, bedient. Alles nach dem Motto: Ich als Kunde entschuldige mich dafür, dass ich mit Ihnen Geschäfte machen will.

Nach einem stressigen Nachmittag an dem wir von Schnorchel Ausrüstung, Neoprenanzug bis hin zu Kleidern alles in unsere Rucksäcke stopften waren wir bereit um am nächsten Morgen in den Flieger zu steigen.

Auf dem kleinen Flughafen in Baltra wurden wir bereits von unserem Guide Calo und einem Crewmember der M.C. Anahi erwartet. Zu unserem Erstaunen waren bereits zwei andere junge Paare anwesend, wir hatten bei dieser doch eher teureren Preisgestaltung mit einer Rentnerfahrt gerechnet. Noch grössere Augen machten wir, als dass eine Paar sich anfing im Rheintaler- und Bündner Dialekt zu unterhalten. Noch besser wurde es, als wir vier jungen Schweizer uns in den beiden Suiten auf dem obersten Deck des Schiffes einquartierten. Stellte sich heraus, dass, Jenny und Marc, eigentlich eine Tour auf einer Segelyacht gebucht hatten, sie jedoch Aufgrund eines Defektes der Yacht auf unsere Tour umgebucht wurden.

Als dann etwas später noch die restlichen sieben Passagieren an Bord gebracht wurden und wir die erste Bekanntschaft mit der wunderbaren Kombüse gemacht hatten, konnte es losgehen. Schon nach wenigen Seemeilen setzten wir mit den kleinen Beibooten an einen Strand über.
Die ersten Minuten sind schon magisch wenn die Felsen vor lauter Krebsen rot schimmern, man bei jedem Schritt beinahe auf einen Leguan tritt und sich die knuffigen Seelöwen Babys am Strand sonnen.

Als wir nach dem Abendbrot die sechsstündige Navigation zur nächsten Insel starteten, verkrochen sich alle schnell in ihre Betten. Zur Sicherheit warfen wir uns noch eine Pille gegen Seekrankheit in den Rachen.
Seekrank wurden wir nicht aber an Schlaf war bei diesem Seegang auch nicht wirklich zu denken. So trug Nadine von ihren nächtlichen WC Ausflügen den einen oder anderen blauen Fleck davon.

Wer bei einer Galapagos Kreuzfahrt mit beinahe so viel Besatzung wie Passagieren an Bord an Erholung pur denkt liegt völlig falsch. Klar man muss sich selber um nichts kümmern, das Zimmer wird dreimal täglich gereinigt während dem man sich auf den Ausflügen befindet und nach jeder Aktivität wird man mit frischen Fruchtsaft plus Snack willkommen geheissen.
Jedoch wird das Frühstück um sieben Uhr morgens serviert und bis auf eine kleine Verdauungspause nach dem Mittagessen herrscht bis 18 Uhr dichtes Programm. So waren wir auch meistens nach einem Feierabend Bier mit den beiden Ostschweizern und dem immer üppigen und feinen Buffet um 20 Uhr im Bett. So schob der arme Barkeeper meistens eine eher ruhige Kugel…

Jeden Tag gibt es mindestens einmal die Möglichkeit mit der Schnorchel Ausrüstung ins Wasser zu springen. Nebst kleinen Riffhaien konnten wir vor allem Meeresschildkröten, verschiedene Rochen und natürlich die verspielten Seelöwen beobachten. Gerade die Seelöwen haben es uns angetan, wenn sie mit ihrem flinken Schwimmstil um uns rum schwirren.
Das Wasser ist dank dem Humboldt Strom leider empfindlich kalt, zum Glück hatten wir unsere dicken Neopren Anzüge mit an Bord gebracht. Die Anzüge an Board welche man gegen eine Gebühr mieten konnte waren für die hiesige Wassertemperatur eher ein Witz.

Die meiste Zeit verbrachte man jedoch mit Wanderungen auf einer der angelaufenen Inseln. Unsere Route im Osten des Archipels wird vor allem für Vogelliebhaber empfohlen. Blau-, Rotfusstölpel, Fregatten, Albatrosse mit ihrer enormen Spannweite von beinahe 2,5 Metern und natürlich noch viele mehr. Das Beste daran, die frisch geschlüpften Vögelchen kann man aus nächster Nähe in ihren Nestern beobachten.

Wer weniger an Tieren und mehr an Landschaften interessiert ist, für den gibt es wohl besser Orte zu besuchen als die Galapagos Inseln. Bei uns herrschte zusätzlich noch Trockenzeit, dadurch war die Vegetation meist karg, grau und blätterlos. Klar gibt es einige interessante alte Vulkankrater, Kakteen oder schroffe Felsklippen welche aber wohl kaum das viele Geld wert sind. Für Tierliebhaber oder noch besser Tierfotograf ist es wohl das Paradies auf Erden. So versuchten wir mit unser in die Jahre gekommenen Spiegelreflexkamera und beinahe tausend Fotos innerhalb von 8 Tagen die Tierwelt festzuhalten.

Natürlich steht und fällt auf so einer Bootstour alles mit dem Guide. Doch mit Calo hatten wir richtig Glück auch wenn er mit Polaroid Sonnenbrille, Gel im Haar und aufgepumpten Körper eher an einen Latino Popay erinnert. Der angehende Jurist und auf Galapagos aufgewachsene Calo wusste wirklich viel über Flora, Fauna und Geologie, dabei liess er kaum eine Frage unbeantwortet. Sehr interessant fanden wir auch wie man auf den Galapagos Inseln die Adaptionen der Lebewesen und Pflanzen nachvollziehen kann. So kann man auch verstehen weshalb Darwin seine Evolutionstheorie zu einem Teil aus Wissen seiner Galapagos Reise ausarbeitete.

Was es auf den Galapagos Inseln überhaupt nicht möglich ist, ist Individualismus. Gerade für uns als Camper Reisende eine ordentliche Umstellung. Nur einen ganz kleinen Teil der bewohnten Inseln kann man selbst durchstreifen, sobald man auf kleinere Inseln übersetzt, ist man sowieso auf eine Bootstour mit Nationalpark Guide angewiesen. So hatten wir vor der Buchung auch bald von Insel Hopping und Tagestouren vor Ort abgesehen und uns für die Bootstour entschieden

Alles in allem müssen wir sagen, dass sich für uns die Investition definitiv gelohnt hat. Vor allem wenn man bedenkt was man zahlen würde, wenn man die gleiche Tour von zuhause aus buchen würde. In naher Zukunft werden wir wohl kaum nochmals in Quito sein und genug Zeit haben auf ein Last Minute Tour Schnäppchen zu warten. So haben wir eine Bootstour welche für uns zwei bei normaler Buchung einen fünfstelligen Betrag gekostet hätte für etwas weniger als die Hälfte bekommen. Dazu kommt noch die Anreise und der Nationalpark Eintritt was nochmals etwas mehr als tausend Dollar gekostet hatten.
Für das selbe Geld hätten wir wohl etwa drei Monate Reisen können, da unsere Reise aber nicht Open End ist und noch mehr als genug Budget vorhanden ist, haben wir uns dafür entschieden.

Zurück in Guayaquill schossen wir die Rucksäcke auf die Rückbank, füllten den Einkaufswagen in Supermarkt und fuhren zu später Stunde noch ganze 200 Kilometer um noch drei Tage die Küste von Ecuador zu besuchen. Hier gibt es nämlich noch etwas was wir auf Galapagos nicht gesehen hatten, Wale welche um diese Zeit hier ihre Jungen aufziehen.

So bestiegen wir in Puerto Lopez nach nur knapp 24 Stunden an Land und in der Luft schon wieder ein Boot und fuhren auf den Ozean hinaus. Sehr wahrscheinlich waren wir die einzigen Anwesenden welche den «Gringo» Preis gezahlt hatten, was der Kapitän jedoch mit Logenplätzen neben ihm auf dem obersten Deck honorierte. Leider blieben uns die springenden, balzenden Wale verwehrt, dennoch konnten wir einige Mütter mit ihren Kälbern beobachten.

Zurück an Land hiess es schon wieder Richtung Süden zu fahren, wo wir auf dem Vorbeiweg noch den westlichsten Punkt des ecuadorianischen Festland besuchten. Erhofft hatten wir uns ein einsames windiges Kap, gefunden haben wir das Mallorca Ecuadors.

Abermals durchquerten wir Guayaquil und wurden dabei von der Polizei angehalten, da wir angeblich bei Rot über die Ampel fuhren. Okay, wir müssen zugeben, dass es wohl dunkel Orange war aber weder er noch wir irgendwelche Beweise vorbringen konnten. Nachdem wir ihm unsere Original Dokumente auch nach dem x-ten Fragen nicht rausrücken wollten, wir bei der Aufnahme unserer Personalien cool blieben und ihm keine «Wiedergutmachung» anboten, zog er mürrisch von dannen.

Nach weiteren 250 Kilometer und einer Übernachtung auf dem Friedhofparkplatz hiess es dann Ecuador Lebewohl zu sagen und im peruanischen Tumbes, Kilian, Patrick’s Bruder vom Flughafen abzuholen.

Ecuador hat uns überrascht, vor unserer Ankunft wussten wir kaum etwas über dieses kleine Land, ausser natürlich von den weltberühmten Galapagos Inseln. Gerade die beiden Vulkane Cotopaxi und Chimborazo mit den dazugehörigen Nationalparks haben uns sehr gut gefallen. Natürlich darf auch die super Gastfreundschaft von Bruno in Quito nicht fehlen, welche wir gerne noch länger genossen hätten, «leider» mussten wir uns für unser Galapagos Abenteuer ein bisschen durch das Hochland von Ecuador eilen. Doch für eines der grössten Highlights unserer Reise machten wir das gerne, die Einzigartigkeit der Galapagos Inseln wird uns sicher noch lange im Kopf bleiben.

Ein Gedanke zu „22. Ecuador 26.07-21.08

  1. Hi ihr Südhalbkugler
    Lässiger Bericht und diese Fotos von den Galapagos, super. Wahrscheinlich bin ich mal einer der Rentner-Vollzahler, der jetzt schon zu sparen anfängt. Gebt acht auf Flizz, so dass er die 500000 noch erreicht, und auf euch.
    Pa

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