23. Peru 22.08-28.09

23. Peru 22.08-28.09

Die Grenze zwischen Ecuador und Peru wäre eigentlich ein Paradebeispiel, wunderschöne neue Gebäude und alles komplett beschriftet. Jedoch statt die Gebäude nach der Beschriftung zu besetzten steht der ganze Grenzposten mehr oder weniger leer und irgendwo im letzten Büro sitzen eine Handvoll Beamte rum. So ist es auch nicht verwunderlich das wir wiedermal über eine Stunde warteten bis wir den Ausreisestempel im Pass hatten. Dem nicht genug mussten wir uns danach noch von einer Polizeikompanie samt Drogenhund fünf Minuten lang den Bus untersuchen lassen. Wenigstens die Einreise nach Peru lief dann relativ schnell ab, dennoch schafften wir es nicht genug früh an den Flughafen von Tumbes nur weniger Kilometer hinter der Grenze. So stand Kilian, Patrick’s Bruder, bereits wie bestellt und nicht abgeholt am Parkplatz mit einer schweren Sporttasche voller Goodies aus der Heimat.

Nach längerem mal wieder zu dritt fuhren wir erstmal weniger Kilometer weiter ins Swiss Wassi, eine Oase eines Westschweizers, um Kilians Geschenketasche zu öffnen. Kiloweise Ersatzteile für Flizz einen ganzen Sack voller Elektrokram und natürlich drei Nachfüllpackungen Aromat. Da Patrick für den Einbau der ganzen neuen Teile noch Zeit brauchte legten wir noch einen Tag Reisepause ein, welche Nadine und Kilian bratend auf dem Liegestuhl am Strand verbrachten.

Doch zu viel Zeit wollten wir hier an der Küste Perus nicht vergeuden, da hier wunderbare Bergketten auf uns warteten. Da die Nordküste von Peru jedoch auch für Walbeobachtungen bekannt ist, wollten wir Kilian auch mal noch die grossen Tiere vor Augen führen. So buchten wir für teuer Geld eine Tour für den nächsten Morgen.

Leider stellte sich diese als kleiner Reinfall raus, ein vollgestopftes Boot, dass man die Wale kaum sehen konnte, der Kapitän fuhr im Schneckentempo auch wenn die Wale einige hundert Meter weiter weg auftauchten und nach wenigen Minuten Beobachtung fuhr der Kahn schon wieder Richtung Land.
Hier legten wir jedoch noch einen Stopp ein um mit Wasserschildkröten zu schnorcheln, diese tauchten dank anfüttern mit unzähligen Fischen natürlich auch auf. Wir drei beobachteten das Treiben dann jedoch vom Schiff aus. Uns hat die Tour in Puerto Lopez, Ecuador, wesentlich besser gefallen und kostete dazu auch noch einiges weniger. Dennoch kann jetzt Kilian auch behaupten die riesen Meeressäuger einmal Live erlebt zu haben.

In grossen Schritten mit von beinahe 500 Kilometer pro Tag ging es weiter der Küste nach, dann musste Patrick einen Abstecher einlegen. In Chicama bricht eine der längsten Wellen der Welt, das darf er sich natürlich nicht entgehen lassen. Nach einer windigen Übernachtung wo wir Kilians Zelt an seine Grenzen brachten, verbrachte Patrick den Morgen auf dem Wasser. Leider hat der Ort selbst für nicht Surfer nicht allzu viel zu bieten, so mussten Nadine und Kilian mit Lesen vorliebnehmen. Leider bedeutet das, alle fünf Minuten das Smartphone von einer dicken Schicht fliegendem Sand zu befreien.
So beschlossen wir um Mittag bereits Weiterzuziehen und die beiden Sandgestrahlten von ihrem Schicksal zu befreien.

Wenig weiter war es dann an der Zeit wiedermal etwas für die Kultur zu tun, so besuchten wir die Ausgrabungsstätte El Brujo. Wunderschönes neues Museum und alles vorbildlich in English beschriftet, dazu eine der bedeutendsten Funde in Peru, die Mumie von Lady Cao.

Fortan hiess es nicht mehr südwärts der Küste nach zu gehen, sondern endlich landeinwärts Richtung Cordillera Blanca zu fahren. Insgesamt verpasst man an der Küste Perus nicht viel. Sand, Wind und vielfach Hochnebel welcher alles in tristen grau erscheinen lässt. Dazu kommen noch unzählige Bauruinen und viele Armutssiedlungen welche die Städte säumen.
Die grösseren Ortschaften kündigen sich schon von weitem mit Müllbergen der Strasse entlang und beissendem Geruch von Verwesung in der Nase an. Daneben ist Küste Perus ist mit Abstand die zugemüllteste Region welche wir auf unserer Reise besucht hatten. Wenn man nicht schnell vorankommen will oder Wellen sucht, wüssten wir nicht was man hier als Reisender verloren hat.

Je weiter wir Inland fuhren desto besser gefiel uns die Landschaft, so entschliessen wir uns am Fluss im steilen, trockenen Tal unser Nachlager einzurichten. Was für ein Zufall, fährt einige Minuten später plötzlich ein VW Bus mit Berner Nummer zu uns runter. Kurzerhand wurde Holz gesammelt und ein Grill Abend zu viert mit Stefan auf die Beine gestellt.
Weiter ging es durch den berühmten Cañón del Pato mit seinen unzähligen einspurigen Tunnels, bis man erste Blicke auf die höchste Gebirgskette Amerikas, der Cordiellra Blanca mit 50 Gipfel über 5700 Meter werfen kann.

Im ersten Dorf, Caraz, hat sich ein Peruaner einen wunderbaren Camping Platz erbaut. Bei dem schönen Örtchen war es auch nicht verwunderlich das am Abend gleich drei Zürcher Autos auf dem Platz standen. Jeanette und Pascal sowie Siliva und Beat beide von Süden her kommend, so verbrachten wir drei Abende mit spannenden Gesprächen und dem Austausch von Reisetipps.

 Um uns für die berühmte Laguna 69 an zu akklimatisieren war einen Ausflug zum Lago Parón auf 4185 Meter mit einer kleinen Wanderung geplant, doch es kam alles anders. Flizz kämpfte sich ordentlich die steile kurvige Strasse rauf bis er plötzlich mit einem Ruck seinen Dienst quittierte. Nach einigem Basteln sahen wir ein, dass wir Flizz wohl nicht mehr zum Laufen bringen. Glücklicherweise konnte uns ein entgegenkommender Jeep bis zur nächsten Ausweichstelle schleppen wo wir Flizz mit Müh und Not drehen konnten. Im Stile einer Seifenkiste ging es danach wieder den Berg runter, glücklicherweise ohne Gegenanstiege. Doch nach einige Kilometern kehrte plötzlich etwas Leben in Flizz zurück und wir konnten uns ruckelnd und hoppelnd zurück auf den Campingplatz schleppen. Mit geballter Männerkraft ging es an die Diagnose, eine Ursache konnten wir jedoch nicht ausmachen. So blieb uns nichts Anderes übrig als uns am nächsten Tag vom Geländewagen von Janette und Pascal zum Bosch Service in der nahen Stadt schleppen zu lassen.

Im Nu standen vier junge Mechaniker um Flizz rum und begannen mit der Diagnose, nachdem alle Dieselleitungen mit Luftdruck durchgeputzt worden waren, lief Flizz wieder wie am Schnürchen, da muss irgendetwas verstopft gewesen sein. So konnten wir unsere Weiterreise Richtung Laguna 69 beginnen.
Nach einer Übernachtung an einem wunderschönen Platz auf 3800 Meter montierten wir am frühen Morgen die Wanderschuhe, um dem Trubel der ankommenden Tour Busse einige Stunden später zu entgehen. Etwas über drei Stunden brauchten wir um die traumhafte Laguna 69 auf 4600 Meter zu erreichen. Leider war die Umgebung etwas Wolkenverhangen, dennoch sehr imposant die vergletscherten Berge zu bestaunen.

Zurück bei Flizz am frühen Nachmittag entschieden wir uns noch die Bergkette via dem Pass Portachuelo Llanganuco zu überqueren. Bis auf 4767 fährt man via steilen Serpentinen hoch, natürlich mussten wir bei diesem Panorama hier oben noch unsere Drohne fliegen lassen. Durch die dünne Luft lässt die Stabilität in der Luft natürlich deutlich nach und einen kurzen unachtsamen Augenblick später kracht es plötzlich in der nahen Felswand. Patrick raste ungebremst im Sport Modus mit etwa 80 Kilometer pro Stunde in die Felswand und ging schon vom schlimmsten aus. Doch am Unfallort angekommen kurzerhand den rausgeflogenen Akku wiedereingesetzt und das Ding flog wieder als wäre nichts gewesen. Erstaunlich robust die Dinger.

Auf der anderen Seite des Passes fuhren wir auf 3300 Meter hinunter, bis wir auf einer von Wiese voll von Schaf Hinterlassenschaften nächtigten. Die Nacht hatte es jedoch in sich und Kilian erwachte am nächsten Morgen mit einem dick geschwollenen Auge. Irgendwas musst den Einäugigen Banditen in der Nacht erwischt haben, so besorgten gleich im nächsten Dorf erstmal Augentropfen und trafen dabei auf Iwona und Warrick welche uns schon einige Male über den Weg gelaufen sind.

Leider stellte sich bei Kilian keine Besserung ein und so verbrachte er die nächste Überquerung der Cordillera Blanca, um wieder auf die angestammte Seite zurückzukehren, mit geschlossenen Augen auf der Sitzbank. Wiederum ein wunderschöner Pass umringt von vergletscherten Sechstausendern.

Zurück auf der Hauptverbindung im Tal ging es weiter Richtung Süden, hier steuerten wir eine wunderschöne Lagune zur Übernachtung an. Von der Hauptstrasse runter wurden wir sogleich von sechs Kindern angehalten, die Strecke zur Lagune sei ihr täglicher Schulweg, ob wir sie nicht mitnehmen konnten. Nach langem hin und her wurden sie eingeladen und Flizz versuchte sich an der ersten steilen Steigung. Doch schon nach wenigen Metern war Schluss, Nadine, Kilian und die Kinder mussten die Füsse in die Hand nehmen während Patrick mit weniger Gewicht und mehr Anlauf die Stelle schaffte. Danach alle Kinder wieder rein und dasselbe Spiel an der nächsten steilen Stelle, nachdem sich das ganze etliche Male wiederholt hatte und wir erst einen kleinen Teil der Strecke geschafft hatten, entschieden wir uns das Vorhaben abzubrechen. So mussten wir die Kinder ziehen lassen und wir traten den Weg zurück auf die Hauptstrasse an und fuhren weiter Richtung Süden.

Am südlichsten Zipfel der Bergkette fuhren wir abermals in den Huascarán Nationalpark, eine wunderschöne Strecke welche in der Wanderung zum Pastoruri Gletscher gipfelte. Auf dem Weg gab es die eindrücklichen Puya raimondii Pflanzen zu bestaunen. Auch der Rest des Weges ist definitiv einer unsere Favoriten in Peru.

Nach einer Woche in der Cordillera Blanca war es aber definitiv an der Zeit an das Meer zurück zurückkehren um einige Kilometer auf der guten Küsten Autobahn zu fressen.
Eigentlich wollten wir ja Lima an einem Tag durchfahren, doch neben Kilians Auge war auch Patricks Knie seit einigen Tagen angeschwollen, dass er kaum noch laufen kann. So entschieden wir uns zum ersten Mal auf unserer Reise einen Arzt zu konsultieren. Nach dem ersten Anlauf eines staatlichen Spitales mit 20 Anmeldeschaltern und Spitalgängen welche einem Horror Film entsprungen hätten sein können, flüchteten wir in die Anglo American Privatklinik. Von der heruntergekommenen, von Armut bestimmten Vorstadt ging es ins luxuriöse Miraflores Viertel. Cafés, Kinos, Kunstmuseen und überall parken schicke europäische SUV’s oder andere Luxus Karossen. Ein Kontrast wie schwarz und weiss, was wir dann auch in der Arzt Rechnung zu spüren bekamen. 200 Dollar für einen kurzen Untersuch und Antibiotika für eine Woche, das wird sich wohl der Durchschnitts Peruaner nie leisten können. Kilian wurde vom Augenarzt mit neuen Augentropfen versorgt und den beiden ging es von Tag zu Tag besser.

Wenn wir uns schon so weit nach Lima rein gekämpft hatten entschieden wir uns die Nacht hier zu verbringen und nach einem authentischen Frühstück in der französischen Bäckerei am nächsten Morgen weiterzuziehen. Schon wenige Kilometer hinter Lima trafen wir auf die verrückten Via PanAm welche die Panamericana laufend mit 590 Marathons bezwingen wollen. Wir hatten sie zuletzt auf der Baja California in Mexiko gesehen, so gab es einige Neuigkeiten auszutauschen.

Weiter südlich liegt die Halbinsel Paracas mit dem gleichnamigen Nationalpark, welcher sich als eine der wenigen Highlights der Küste Perus herausstellte. Sand, stürmischer Wind und Meer soweit das Auge reicht, so kann man kreuz und quer durch den Sand fahren und sich ein hübsches einsames Plätzchen für die Übernachtung suchen. Doch wir hatten die Rechnung ohne den unaufhörlichen Wind gemacht, so musste Kilian mit dem Beifahrersitz als Schlafplatz vorliebnehmen, da ein Zelt Aufbau einfach nicht möglich war.

Am nächsten Morgen durchquerten wir den ganzen Nationalpark auf kleinen Irrwegen da kaum ein Weg auf unseren Karten vermerkt war. Beschauliche Fischdörfchen, Flamingos und unzählige Vögel, der Paracs Nationalpark lohnt sich wirklich.
Bei so viel Sand durfte es natürlich auch nicht fehlen, dass wir ordentlich stecken blieben. Mit 0.8 Bar in den Reifen und zwei schiebenden Beifahrer kamen wir wieder rückwärts raus. Doch die Schmach der Düne wollte Patrick nicht auf sich sitzen lassen und versuchte es nochmals mit mehr Anlauf, beinahe…
Diesmal lag Flizz aber am Unterboden auf dem Sand auf. Zwanzig Minuten lang wurden wir sandgestrahlt und schaufelten Unmengen an Sand weg bis Flizz wieder mobil war.

Auf einer kleinen Umfahrung konnten wir die Sanddüne dann problemlos um kurven und erreichten am späteren Nachmittag die Backpacker Hochburg Huacachina. In der Mitte eine Lagune um welche sich unzählige Hostels, Restaurants und Tourenanbieter angesammelt haben, ein Ort komplett für Touristen. Auf einem sogenannten Glamping, glamourösen Camping, quartierten wir uns für zwei Tage ein. Nadine und Kilian verbrachten einen Tag mit Sonnenbaden am Pool während Patrick im Schatten Computerkram erledigte. Dabei wurden wir den ganzen Tag von den heulenden Motoren der Dünenbuggies belästigt, irgendwann konnten Kilian und Patrick nicht mehr wiederstehen und buchten auch eine Tour. Zwei Stunden lang jagt man die Dünen rauf und runter dazwischen kommt natürlich auch das Sandboarding nicht zu kurz.
Ein lustiger Ort dieses Huacachina an dem man ein oder zwei Nächte verbringen kann, mehr muss dann aber nicht sein. So zogen wir wieder weiter Richtung Inland und dem wohl bekanntesten Ort Perus, Cusco.

Ganze drei Tage kämpften wir uns Berg rauf Berg runter über mehrere 4000 Meter hohe Pässe, bevor Flizz nur 80 Kilometer vor Cusco den Geist aufgab. Wieder ein ähnliches Problem wie zuvor in der Cordillera Blanca. Er stotterte unglaublich, alle paar Sekunden bekam den Motor für einen kurzen Augenblick kein Diesel. Wir hatten die Wahl, für teuer Geld irgendwie einen Abschleppwagen zu holen oder irgendwie im stotternden Modus Cusco zu erreichen. Wir entschieden uns für zweites in der Hoffnung durch das ruckelnde Fahren nichts Gravierendes an Flizz in Mitleidenschaft zu ziehen. Wichtig war immer genug Umdrehungen beizubehalten damit der Motor nicht abstirbt, das hiess bei Rotlicht mit heulendem Motor 30 Sekunden lang zu warten. Die Leute hielten uns wohl für völlig bekloppt. Interessant wurde es dann als wir den Grossstadt Verkehr von Cusco erreichten und uns zusätzlich noch ein einer Einbahnstrasse verhedderten. Dennoch schafften wir es irgendwie kurz vor Sonnenuntergang auf den Campingplatz in Cusco und öffneten erstmal ein Bier um die Nerven zu beruhigen.
Unglaublich was hier auf dem Campingplatz für eine Zusammenkunft von Overlandern war. Um die 15 europäische Fahrzeuge standen hier sicher rum.

Nach Frühstück und Kaffee machte sich Patrick am nächsten Morgen sofort an die Problem Diagnose. Nach einigem basteln stellte sich heraus, dass wohl irgendetwas mit der Einspritzpumpe im Argen sein muss. So konnten wir am Samstagnachmittag für einen kleinen Zuschuss zwei Einspritzpumpen Experten auf den Campingplatz locken. Kurzerhand wurde die Einspritzpumpe ausgebaut und sollte am Montag revidiert wieder Einbau bereit sein. Mit unserer doch üppigen Lateinamerika Erfahrung wird es wohl eher Dienstag oder Mittwoch werden. Nun gut, es gibt schlimmere Ort um hängen zu bleiben als Cusco und so entdeckten wir für die nächsten paar Tage die Stadt.

Der wunderschöne Hauptplatz ist gesäumt von schicken Restaurants und es streifen wohl mehr Bleichgesichter durch die Umgebung als Einheimische. Eine komplett andere Welt als Vorstädte oder ländlichen Regionen.
Auch verrückt was hier jeden Tag los war Umzüge, Feiern und so weiter, unglaublich was die Katholiken hier an Feiertagen oder teilweise sogar Feierwochen haben. Dies ist uns in Lateinamerika allgemein aufgefallen, unter der Woche, mitten im Tag läuft das Ganze Dorf verkleidet mit Musikinstrumenten umher und macht Radau. Währendem die Dörfer bei uns zuhause während Bürozeiten wie ausgestorben daherkommen.

Da Flizz momentan ja streikte, entschieden wir uns für kleines Geld eine drei stündige Bustour durch Cusco und Umgebung zu machen. Natürlich setzte im gleichen Moment indem wir uns auf der Dachfläche des Doppelstockbusses einquartierten Regen ein. Mit Hilfe des Regeponchos und einer Reinigungszeremonie bei einem Scharmanen konnte uns das schlechte Wetter natürlich nichts mehr anhaben.
Vor allem für Nadine endete die Reise Perfekt mit einem kleinen Schaf im Arm.

Der versprochene Termin der Mechaniker von Montagmorgen wurde natürlich nicht eingehalten und sie erschienen Dienstag kurz vor dem Eindunkeln mit strahlend neuer Einspritzpumpe. Mit Hilfe von Taschenlampen wurde bis zur später Stunde alles wieder eingebaut, die passende Synchronisation der Einspritzpumpe und Kolbenbewegungen zu finden war trotz erstellten Markierungen nicht so einfach. Jedoch kurz vor acht Sprang der Motor plötzlich an und die Mechaniker wurden verabschiedet. Patrick baute dann zu später Stunde den ganzen Rest in Ruhe wieder zusammen.

Am nächsten Morgen machten sich Kilian und Patrick auf, den Bus zu testen. Jedoch lief er noch nicht optimal, der Motor rauchte ordentlich und hatte weniger Power als sonst. Patrick war gleich klar das hier die Einspritzzeiten noch nicht genau stimmen. So bauten die zwei Herren mit geballter Informatik Kraft alles ab und verbrachten den ganzen Tag damit den Motor wieder perfekt einzustellen. Bestimmt 50-mal bauten sie den Zahnriemen aus und ein, doch die Einstellung war so filigran, dass der Motor ab und zu nicht startete, dann war der Einspritzbeginn zu früh, dann zu spät. Doch irgendwann kurz vor vier stimmten die Werte beinahe perfekt, was für ein Akt…

So konnte es am nächsten Morgen endlich losgehen in Richtung Ziel Nummer eins in Peru, den Machu Picchu. Zuerst fährt man durch das heilige Tal der Inkas wo man alle paar Kilometer eine andere Ruine der anschauen könnte. Wir wollten jedoch erstmal so schnell wie möglich zum Machu Picchu und eventuell auf dem Rückweg noch weitere archäologische Ausgrabungsstätte anschauen. Ab dem touristischen Ort Ollantaytambo wo man nur noch per Zug direkt nach Machu Picchu weiterfahren, da hier keine Strassen mehr bestehen, überqueren wir einen nebligen 4300 Meter hohen Ábra Málaga Pass. Auf der anderen Tal Seite, findet man via 30 Kilometer holprigen Schotterpiste zum Hintereingang des Machu Picchu.

Hier könnte man einen weiteren überteuerten Zug nehmen oder 12 Kilometer entlang der Gleise nach Aguas Calientes, dem Ausgangpunkt für Machu Picchu, laufen. Wir entschieden uns natürlich für Zweites. So liefen wir morgens um 8 los und erreichten kurz vor elf Aguas Calientes, dass reichte gerade für ein Kaffee und Croissant in der französischen Bäckerei ehe man ab zwölf Uhr die nachmittags Tickets für Machu Picchu kaufen kann. Nadine entschied sich den Bus hoch nach zum Eingang zu nehmen und die beiden Jungs bezwangen die 400 Höhenmeter mit Hilfe unzähliger Treppenstufen. Kurz nach 13 Uhr erblicken wir zum ersten Mal die Ruine, was für ein eindrücklicher Anblick.
Erstaunlicherweise war nicht mal allzu viel los, da wohl viele, welche während der allmorgendlichen Rush Hour zum Machu Picchu um vier Uhr morgens losgegangen bereits wieder weg waren.
Noch besser wurde es als sich die Wolken am Nachmittag für zwei Stunden lichteten und wir die Ruine im prallen Sonnenlicht geniessen konnten, der ganze Morgen war der Gipfel wolkenverhangen. So streifen wir drei Stunden lang kreuz und quer durch die Ruine ehe wir genug hatten und uns eine warme Dusche in unserem Hotel in Aguas Calientes gönnten.

Für uns war die Wahl des Nachmittagstickets von 13-17 Uhr welches einen Drittel weniger kostet genau das Richtige. Wir konnten so die Tickets spontan eine Stunde vor dem Besuch kaufen und man muss sich nicht schon Tage zuvor oder wenn man Ticket für die Besteigung des Huayna Picchu oder Montaña Picchu ergattern will Monate zuvor festlegen. Daneben waren die drei Morgen welche wir in der Region verbrachten immer neblig und wir konnten nicht glauben, dass sich der Morgenstress für den Sonnenaufgang lohnen würde.
Wer richtige gut zu Fuss ist könnte nach dem Maccu Picchu auch gleich wieder zurück nach Hidroelectrica, wo unser Flizz steht, laufen und so dem Trubel in Aguas Calientes entgehen. Wirklich viel verpasst man hier nicht, überlaufener Touristen Spot, für Peru sehr teures Essen und natürlich eine Unzahl an Souvenirläden.
Doch zur Schonung von Nadine’s Füssen entschieden wir uns die Nacht in Aguas Calientes zu verbringen und morgens um acht den Weg zurück anzutreten.

Die Zugfahrt von Cusco nach Machu Picchu wer sicher auch ein schöner Weg um zu den Ruinen zu gelangen. Jedoch kostet die Fahrt pro Person über 100 USD, allgemein ist die Preisgestaltung verrückt für ein Entwicklungsland wie Peru. Die Fahrt von wenigen Minuten via ein paar Serpentinen von Aguas Calientes hoch zum Eingang kostet hin und zurück 24 USD, für 20 USD kann man jedoch mit dem Bus über 1000 Kilometer von Cusco nach Lima fahren. Wenn man jedoch nachforscht und herausfindet, dass 1996 die Nutzungsrechte für den Machu Picchu für 30 Jahre an das englische Belmond Unternehmen verkauft wurde, welches dann gleich noch eine Lodge für 800 USD pro Nacht direkt neben der Ruine bauen durfte, die verschiedenen Zug Unternehmen ebenfalls zu Belmond oder grossen US Investmentfirmen gehören, wollten wir so wenig Geld wie möglich dort liegen lassen. Die lokale Bevölkerung wird wohl kaum je etwas von dem Geld sehen, zusätzlich wird wohl Betrieb und Unterhalt einen Bruchteil der Einnahmen kosten.

Kurz vor Mittag zurück bei Flizz traten wir die lange Fahrt zurück nach Cusco an, angekommen wurde keine Zeit verschwendet, Wir bekamen von den neu kennen gelernten Bündnern Lilo und Ralph die Nachricht, dass heute ein Raclette Party in französischen Restaurant steigen soll. Dass liessen wir uns natürlich nicht nehmen und verbrachten einen geselligen Abend mit den beiden Bündner und Steven einem Schweizer welcher in Bolivien zu einem TV Star mutierte.

Da Kilian jedoch bald seine Heimreise antreten wird, mussten wir uns am nächsten Tag leider von den Bündnern verabschieden und zogen los in Richtung Rainbow Mountain. Da diese Wanderung ein sehr beliebter Tagesausflug für Touristen aus Cusco ist, entschieden wir uns kurz vor dem Startpunkt zu schlafen und morgens in aller Frühe los zu gehen. Trotz Neuschnee zogen wir kurz nach sechs los um auf 5053 Meter aufzusteigen und die in verschiedenen von Mineralien gefärbten Sedimentschichten zu bewundern. Leider kamen die Farben durch das fehlende Sonnenlicht und den Neuschnee nicht so richtig zur Geltung. Ein bisschen Bewegung tat uns dennoch gut.
Auf dem Rückweg sahen wir dann die Menschenmassen, um die 40 Busse brachten Touristen von Cusco hier rauf. Die Einheimischen verdienen dann ihr Geld mit dem Pferdetransport der bewegungsfaulen Touristen zum Gipfel und rennen dann im Eiltempo wieder den Berg runter um die nächste Person rauf zu befördern. Das Ganze im Alpacca Pullover, drei viertel Hosen und Sandalen, da froren uns nur schon beim Zusehen die Zehen ab.

Letztes Ziel für uns in Peru und für Kilian in seinen fünf Wochen Ferien war dann der Titicacasee, der höchste beschaffbare See der Welt. Nach einer Übernachtung im wunderschönen Tinajani Canyon erreichten wir den blau schimmernden See. Da Kilian aber morgen Mittag Abflog hiess es erstmal alles vorzubereiten bevor wir uns die Stadt Puno am Ufer des Sees anschauten. So putzte Kilian sein Zelt klinisch rein und wir suchten alle Sachen zusammen welche Kilian für uns nach Hause nehmen konnte. Kurier hin und zurück sind immer willkommen.

Als letzter Kulturakt für Kilian fuhren wir dann eingezwängt in einem Gemeinschaftsbus nach Puno, da träumt man selbst als überzogener Autofahrer vom Komfort und Platz unserer lieben SBB…
Puno selbst ist die Endstation des Zuges von Cusco, viele Touristen kommen hierher um die bekannten schwimmenden Schilf Inseln der Uros anzuschauen.
So schlenderten wir an der Hafenpromenade entlang, wenn man das hier so nennen kann. Im Einzug der 125’000 Einwohner bewohnten Stadt hat der See nämlich nicht allzu viel schönes, dass Wasser oder besser gesagt die Brühe stinkt erbärmlich und es schwimmt ein x-faches mehr Müll als Enten im Wasser. Dass Abfallproblem und den respektlosen Umgang mit der Umwelt verfolgt uns durch ganz Peru wie in keinem anderen Land unserer Reise.
In Zentrum der Stadt gingen wir dann als Abschluss für Kilian nochmals gut auswärts essen bevor er sich für die Letzte Nacht noch den Luxus eines Hotelzimmers gönnte.

So verliess Kilian uns nach etwas mehr als fünf Wochen von Juliaca Richtung Heimat wo für den Studienabgänger wohl bald der «Ernst des Lebens» anfangen wird. Mit den neugewonnenen Kenntnissen im Reparieren von VW Bussen könnte er wohl zuhause auch eine VW Werkstatt aufmachen, er wird aber wohl der Informatik treu bleiben.

Für uns ging es weiter entlang dem Titicacasee Richtung Bolivien, wo wir nochmals einen wunderbaren Schlafplatz auf einer Halbinsel fanden. Genau richtig für unsere letzte nach in Peru. Jedoch sieht man von hier auch wie der Wasserstand seit 2000 kontinuierlich zurückgegangen ist. Wenn man nach unserer Karte am Ufer steht müsste man heute noch einige hundert Meter gehen um das Wasser zu erreichen.

Knappe sechs Wochen haben wir Peru von Nord nach Süd bereits, es gäbe sicherlich noch einige schöne Sachen zu entdecken, doch der Sommer in Patagonien kommt bald und die Regenzeit in Bolivien ist im Anmarsch. So ist es Zeit für uns Weiterzuziehen.

Peru war ein für uns Gemisch der Gefühle, überall Dreck und Abfall, eine Küstenregion welche als Reisender kaum etwas zu bieten hat dazu noch Flizz welcher uns viele Probleme bereite und das erste Mal auf der Reise das wir ein Arzt besuchen mussten.

Auf der anderen Seite die atemraubende Cordillera Blanca mit ihren vergletscherten Gipfeln und dem dazugehörigen Huascarán Nationalpark. Cusco eine der wenigen Städte in Peru welche es sich anzuschauen lohnt und natürlich der majestätische Machu Picchu. Auch die ganzen Fahrten durch Berg und Tal boten immer wieder wunderschöne Ausblicke. Daneben haben wir noch kaum je so viele andere Overlander getroffen und kennen gelernt wie in Peru.

Ein Gedanke zu „23. Peru 22.08-28.09

  1. Lieber Patrick, liebe Nadine.
    Ganz herzlichen Dank, dass ihr Patrick’s kleinem Bruder die grosse weite Welt gezeigt habt 🙂 ! Die Bilder sind wieder einmalig schön, allerdings sind mir die am Liebsten, auf welchen ihr abgebildet seid 😉 !
    Liebe Grüsse aus der sonnig, herbstlichen Schweiz.

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