24. Bolivien 29.09-14.10

24. Bolivien 29.09-14.10

Der Grenzübergang von Peru nach Bolivien war Rekord verdächtig schnell. Kaum Leute auf beiden Seiten, hilfsbereite Beamte und keine Gebühren. Einziger Nachteil für die eher langsam Reisenden, man bekommt nur 30 Tage Aufenthaltserlaubnis, kann diese jedoch problemlos in jeder grösseren Stadt verlängern. Da unsere Besucherkalender für Argentinien im November aber rappelvoll ist, werden für uns die 30 Tage wohl problemlos reichen.

Kurz nach der Grenze quartierten wir uns erstmal im Wallfahrtsort Copacabana ein, viele ausländische Touristen aber auch Einheimische ziehen hier die Strandurlaub ähnlichen Verhältnissen auf 3800 Meter an. Da wir uns aber momentan im Frühling befinden, wirkt der Ort eher ausgestorben.
Bei dem alltäglich wunderbar sonnigen Wetter war der «Strandspaziergang» auf der Suche nach einem guten Kaffee natürlich ein Muss. Eine ganze Strasse voller «Coffee Shops» warten hier auf uns mit einer Kaffee Karte von um die 100 verschiedenen Kaffees. Patrick blieb beim alt bewährten Cappuccino und Nadine versuchte sich am Kaffee Copacabana.
Serviert wurde dann jedoch eine undefinierbare Pfütze, schlechter Filterkaffee mit einem Spritzer Milch. Patrick fragte sich, wie kommt man dazu so etwas im weitesten Sinne als Cappuccino anzubieten und dafür noch mehr Geld zu verlangen als hier ein durchschnittliches Mittagessen kostet. Es ist wirklich kein Hexenwerk, ein Milchaufschäumer und eine Espresso Maschine. Das Ganze bekommt man für keine 50 Dollar in jedem grösseren Supermarkt und hat sogar problemlos in unserem VW Bus Platz. Soviel zum Kaffeedesaster, nach einer wunderbaren Pizza in der nahen Bäckerei war dann die Welt wieder in Ordnung.

Copacabana liegt am Fusse einer Halbinsel, welcher die bekannte Insel der Sonne und Insel des Mondes vorgelagert sind. Da bei Nachforschungen die Landschaft der Inseln aber kaum von der Landschaft der Halbinseln abweicht, zogen wir es vor mit dem Auto die Halbinsel zu erkunden. Die stundenlange Fahrt über die Schotterpisten, durch verschlafene Bauerndörfchen und schlussendlich der Aussicht auf die Cordillera Real war wirklich lohnenswert. Allgemein gefiel und die bolivianische Seite des Sees um einiges besser, nicht zu letzt dank den Schneebedeckten Bergen im Hintergrund.

Nun hiess es aber dem eindrucksvollen Titicacasee Adios zu sagen und unsere Reise Richtung der Hauptstadt La Paz weiterzuführen. Lange fährt man jedoch nicht bevor man wenige Meter Wasser mit einer «Fähre» überqueren muss. Da fragt man sich dann, warum man auf beiden Seiten moderne perfekt ausgebaute Strassen antrifft und dann wenige Meter Wasser auf untermotorisierten zusammengepflasterten Holzbrettern überqueren muss. In La Paz erfuhren wir dann wieso, sobald das Projekt des Brückenbaus auf dem Tisch lag, blockierten die Fährkapitäne die Strasse bis das Projekt wieder auf Eis gelegt wurde. Klar diese Herren würden dann ja ihren Job verlieren.
Dass das Projekt auf Eis gelegt wurde, gefiel jedoch den «abgeschnitten» Personen aus Copacabana nicht, da diese natürlich auf die Touristen aus der Grossstadt La Paz angewiesen sind und somit eine möglichst gute Strassenverbindung wollen. So gingen dann diese Leute auf Barrikade bis das Projekt wieder aufgerollt wurde, das ganze muss sich dann ein paar Mal wiederholt haben.
Strassenblockaden, Demonstrationen und Streike sind in diesem Land an der Tagesordnung. So war auch die Hauptverbindung nach La Paz bis vor ein paar Tagen für drei Wochen blockiert, dann räumte die Polizei die Speere mit Tränengas.

Eine weitere Besonderheit dieses Landes lernten wir auf der Tankstelle kurz vor La Paz kennen. Da für die Bolivianer der Kraftstoff von der Regierung etwa zu zwei Drittel subventioniert wird, müssen ausländische Fahrzeuge den vollen Preis bezahlen. Jedoch sind viele Tankstellen gar nicht für den ganzen Papierkram welcher bei einer legalen Betankung unseres Flizzers anfällt ausgerüstet oder haben dann sowieso keinen Bock dazu. Deshalb kann man mit ein bisschen Handeln einen Preis wenig über dem subventionierten Kraftstoff aushandeln und die Differenz landet dann in der Tasche des Tankwartes. Das ist natürlich nicht legal, was man in den nervösen, umherschweifenden Blicken des Tankwarts sieht. Doch gerade in einem Land mit einem durchschnittlichen Jahreslohn von gerade mal 2000 Dollar ist diese Machenschaft natürlich sehr lukrativ.

Damit man zum Overlander Hotspot in La Paz, das Hotel Oberland geführt von einem Schweizer, kommt muss man erst die auf 4000 Meter liegende Vorstadt El Alto durchqueren. Auf eine Umfahrung erreicht man dann die gehobener «Zone Sur», diese liegt nur auf 3500 Meter uns ist das ganze Jahr ein bisschen wärmer und weniger windig.
Als wir auf dem Gelände ankamen war dann aber nichts mit Overlander Hotspot, wir hatten den ganzen Platz für uns alleine. Wenige Minuten später sassen wir bereits vor einem Fleischhaufen auf einem heissen Stein, mit Spätzli und Rösti à discretion.

Viel hatten wir hier schon von Gerd gehört, welcher super Stadttouren anbietet. So wie wir von ihm sprachen, so erschien er vor unserem Bus. Er ist ein deutscher Auswanderer, welcher seit 35 Jahren in La Paz lebt. Natürlich haben wir gleich einen Termin für eine Tour abgemacht.

So standen wir am Montagmorgen getunkt in Sonnenschutz und einem Tank voll Wasser bereit. Der Vormittag verbrachten wir mit Fahrten der ziemlich neu gebauten Doppelmayr Seilbahnen. Wunderbar kann man auf bereits fünf gebauten Linien die Stadt, Hinterhöfe, Villen mit Pools und das Verkehrschaos von oben begutachten. Sechs weitere Seilbahnlinien sind momentan noch im Bau. Dabei wurden wir die ganze Zeit von Gerds spannend Anekdoten und Geschichten unterhalten. Der Herr ist mit Leib und Seele dabei und das merkt man auch.

Auch ein Besuch der Scharmanen- und Hellseherstrasse durfte nicht fehlen, unglaublich, hunderte von Geistlichen Lesen dir hier die Zukunft aus Coca Blättern, segnen deine Geschäfte mit Erfolg oder legen im Gegenzug Flüche auf deine Konkurrenz.
Kaum ein Fundamt eines Hauses wird in Bolivien gebaut ohne ein Lamafötus in die Mauern einzuarbeiten. Für uns kaum vorstellbar wieviel Wert die Leute hier auf die Meinung ihrer geistlichen geben.

Am Nachmittag war es dann vorbei mit der gemütlichen Gondelfahrt und wir mussten die Füsse in die Hand nehmen. Wir streifen durch das Zentrum von La Paz und dem dortigen Hauptplatz mit ansässigem Präsidentenpalast. Der indigene Präsident Evo Morales kann sich jedoch nicht allzu sehr mit dem kolonialen Präsidentenpalast identifizieren und baut wenig dahinter den nicht ins Bild passenden Palast des Volkes, ein tristes Hochhaus.

Allgemein ist die politische Lage in Bolivien sehr interessant, überall kann man Slogans wie «Ein Meer für Bolivien» lesen und das Land besitzt sogar eine eigene Marine. Während dem Salpeterkrieg mit Chile im Jahre 1883 hatten sie den Meeranstoss verloren, Chile jedoch vor kurzen am UNO Gerichtshof eingeklagt um sich irgendwie wieder Meeranstoss oder wichtiger, einen Hochseehafen, zurück zu ergattern.

Als letztes besuchten wir noch den Hexenmarkt, unglaublich was man alles bekommt. Lama Föten mit Fell oder noch nackt, getrocknete Seesterne, natürlich Unmengen an Kokablättern und sogar Elixiere welche die Performance beim Liebesakt steigern sollten.

Nach einer holprigen Fahrt zurück mit dem Minibus zum Hotel Oberland, endet die interessante zehn stündige Stadt Tour mit Gerd. Todmüde fallen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen quälten wir Flizz über den 4800 Meter hohen Pass Richtung Amazons um die Todesstrasse zu befahren. Früher quälten sich über die enge abschüssige Schotterstrasse Autobusse, Lastwagen und vieles mehr. Dies führe zu unzähligen Unfällen, weshalb sich die Strasse damit auch ihren Namen verdiente. Doch seit 2007 existiert eine Umfahrungsstrasse und die eigentliche Todesstrasse wird mehr oder weniger nur noch zu touristischen Zwecken weiter erhalten. So ist die Strasse in Urwald ähnlicher Vegetation schön anzusehen, von gefährlich kann aber überhaupt nicht mehr die Rede sein. Wir kreuzten gerade mal zwei Tourbusse und unzählige Mountainbiker. Normalerweise wird die Strecke von den Touristen mit dem Mountainbike bergab bewältigt, wir wollten jedoch auf Bilder von Flizz auf der Todesstrasse nicht verzichten.

Mit dem Tourismus haben sich auch ein paar kuriose Strassenspeeren entwickelt welche uns im Namen der Provinz Eintrittskarten für uns beide und den Bus verkauften. Hier fragen wir uns dann vielfach, ist das wirklich alles offiziell und fliesst in den Erhalt der Strasse oder verdienen sich hier ein paar ansässige Bauern eine goldene Nase…
Doch dem nicht genug, fanden wir beim Dorfeingang am Ende der Strasse gleich nochmals Wegelagerer vor, welche eine Gebühr für das durchfahren des Dorfes verlangten.

Trotz der Warnung von Nadine welche Patrick auf Bananenbäume aufmerksam machte, im übertragenen Sinn, Achtung der Amazonas kommt bedrohlich nah, entschieden wir uns die Nacht am Ende der Todesstrasse auf nur noch 1500 Meter zu verbringen und am nächsten Morgen die Rückfahrt nach La Paz anzutreten. Wenn wir etwas seit Zentralamerika tunlichst vermeiden, dann ist es jegliche tropischen Regionen. Eigentlich könnte man ja in Kolumbien, Ecuador, Bolivien und Peru jeweils noch den Amazonas bereisen doch wir halten uns so viel wie möglich in den Anden auf. Wenn wir etwas gelernt haben dann, einmal Tropen nie mehr Tropen.

Wenige Minuten nachdem wir uns wieder im Hotel Oberland eingenistet hatten fuhren noch zwei weitere Zürcher auf den Platz, Jacqueline und Manfred. Kurzerhand wurden beim gemeinsamen Nachtessen, für uns beide Fondue Chinoise, Geschichten und Reisetipps ausgetauscht. Das Essen hatten wir uns, oder besser gesagt Manfred der «Autoknacker», auch verdient. Patrick hat es mal wieder geschafft sämtliche Schlüssel im Auto einzuschliessen…

Am nächsten Morgen ging es abermals nach La Paz, den heute stand das WM Qualifikationsspiel zwischen Bolivien und Brasilien an, das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die ersten Ängste, das Brasilien nur seine zweite Garde schickt waren schnell vorbei als plötzlich Neymar und Konsorten in der Startaufstellung stand. Als wir uns dann aber an das letzte Mal zurück entsannen als wir Brasilien beim Fussball zu sahen wurde uns alles klar, die wollen wohl nicht schon wieder eine 7:1 Schmach riskieren. Unterhaltsamer als das heutige 0:0 wäre es aber sicher geworden.

Jetzt hiess es aber definitiv von La Paz Abschied zu nehmen, denn wer Bolivien besucht wird wohl kaum wegen den Städten den langen Weg auf sich nehmen. Ganze 250 Kilometer fuhren wir an die chilenische Grenze um den Sajama Nationalpark zu besuchen. Aufgehalten wurden wir nur von fünf wild winkenden Polizisten auf der Autobahn. Wir seien in der urbanen Zone statt den erlaubten 50 mit 90 Stundenkilometer durchgerauscht. Eigentlich alles so beschildert und der Herr zeigte sogar seine Radarpistole, dennoch wollte das Patrick nicht auf sich sitzen lassen.
In harschem Ton liess er sich darüber aus was hier urban sein soll. Schnurgerade, zweispurige, richtungsgetrennte Autobahn und eine unbewohnte Bauruine am Strassenrand. Urbane Zone ist definitiv was anderes…
Nachdem Patrick mehrmals auf die vorbeirauschenden Lastwagen mit über 100 Stundenkilometer hinwies kamen wir mit einer Verwarnung davon. Gut, 200 Bolivianos (ca. 30USD) wären noch zu verschmerzen gewesen, zuhause müsste man sich bei so einer Übersetzung als Schwerkrimineller verantworten.

Auf unglaublich guter Autobahn errichten wir dann den Sajama Nationalpark und fuhren Richtung der Hauptattraktion, das Geysir Feld. Duzende Pools mit kochendem Wasser plus überall zischende und fauchende Löcher. Dazu speisen die Geysire denn nahegelegenen Bach, welcher perfekte Badetemperatur bietet. Gibt es besseres als ein natürliches Thermalbad und den Blick auf höchsten Berg Boliviens, den Sajama Vulkan mit 6542 Meter. Ja, frische Geysir hartgekochte Eier mit Aromat aus der Heimat (Schweizer Streuwürze).
Eigentlich ein richtig schöner Nationalpark, jedoch wurden wir beim Verlassen vom Ranger am Eingang aufgehalten und mussten nachträglich den Eintritt von 100 Bolivianos pro Person (14 USD) bezahlen. Für bolivianische Verhältnisse doch sehr teuer, zahlen wir den Nationalparkeintritt normalerweise gerne, wenn man sieht, dass etwas aus dem Geld gemacht wird. Der Sajama Nationalpark besitzt jedoch keine Infrastruktur (WC, Picknick Bänke, etc.), um die Dörfer im Nationalpark sieht es landetypisch nach Müllhalde aus, das Geysir Feld hat keine Wege oder Absperrungen und man sieht die Trittspuren überall, keine Kontrollen oder Vorschriften, Nutzviehhaltung im Park und nicht eine Infotafel oder ähnliches wo man etwas dazu lernen könnte. Wieso ist das Ganze dann einen Nationalpark ausser um den Touristen Geld aus der Tasche zu ziehen?
Der eigentliche Sinn wäre ja, die geschützte Fläche möglichst ohne menschlichen Einfluss auf möglichst lange Zeit zu erhalten. Aber wozu der ganze Stress, wenn das Geld auch ohne Aufwand fliesst…

Weiter fuhren wir über 350 Kilometer zur Minenstadt Potosí, wiederum unglaublich gute Strassen. Die Landschaft erinnerte uns mit seinen ausgewaschenen Canyons an den wunderschönen Südwesten der USA, einfach ohne Touristen.

Einen Parkplatz zur Übernachtung in Potosí zu finden war gar nicht so einfach, Sonntagabend und die ganzen Bewohner waren dank einem Dorffest auf der Strasse. So fanden wir genau ein Restaurant vor, welches uns hungernden noch etwas anbot. Erstaunt waren wir aber über das sehr schöne und koloniale Zentrum der Stadt, das hatten wir nicht erwartet.

Am nächsten Morgen wurden wir in Schutzkleidung gehüllt und mit Helm versehen. Zu allererst versorgten wir uns mit Mitbringsel für die Minenarbeiter, Kokablätter, 96% Alkohol (schmeckt scheusslich), Zigaretten und natürlich Dynamit mit dazugehöriger Zündschnur. Ja ihr hört richtig, das kann man hier problemlos auf dem Markt kaufen. Natürlich packte Patrick seinen Rucksack damit voll, Kokablätter und Alkohol bringen ja keinen Nervenkitzel.

Mit dem Minibus führe uns unser Guide zu einer der unzähligen Minen auf 4200 Meter. Mit acht begann er hier zu arbeiten, hat aber von wenigen Jahren den Umstieg zum wesentlich lukrativeren Touren Business gemacht. Die Lebenserwartung eines «Mineros» von 50 Jahren ist auch nicht gerade verlockend.
In gebückter Haltung streiften wir durch die engen Höhlen und mussten immer wieder Schubkarren ausweichen, auf welchen die schweisstriefenden «Mineros» im Eiltempo Material aus der Mine beförderten. Natürlich durften wir auch mal eine volle Schubkarre rausstossen, bei der dünnen, stickigen Luft mit Atemschutzmaske war jedoch nach wenigen Metern Schluss.
Draussen ausgekippt geht es kurzerhand wieder rein und die Schubkarre wird mit der Schaufel wieder befüllt, das ganze bis zu 16 Stunden. Das hält man wohl wirklich nur mit Kokablätter vollgestopfter Backe aus.

Das Eindrücklichste von Allem war jedoch das Miterlebnis einer Sprengung. Gemütlich wurden die zehn Lunten der Dynamitstangen gezündet und sich danach in einen Nebengang welcher statisch sicher sei zurückgezogen. Die Druckwellen welche die Detonationen auslösten waren wirklich imposant und gingen durch Mark und Bein, dazu noch kleines Geröll welches von der Decke rieselte. Nadine war es nicht ganz so wohl, doch wir konnten die Mine ohne ein krummes Haar wieder verlassen.
Für uns war die Tour den grossen Umweg nach Potosí definitiv wert, sehr eindrücklich was die Leute hier für etwa 400 USD im Monat leisten müssen, von den ganzen Gesundheitlichen Risiken mal abgesehen.

Wiederum auf perfekter Strasse ging es von den Hügeln zurück in den Altiplano. Hier wartet die eindrücklichste und wohl auch mit Abstand meist besuchte Sehenswürdigkeit Boliviens auf uns. Zum einen die grösste Salzpfanne der Welt, der Salar de Uyuni, und natürlich die legendäre Lagunenroute.

Die eigentliche Stadt Uyuni ist nicht wirklich sehenswert und dient vor allem als Ausgangspunkt für die Geländewagentouren entlang den vorher genannten Sehenswürdigkeiten. Hunderte von alten asiatischen Geländewagen stehen hier bereit um die Massen an Touristen aufzunehmen.
Für uns diente die Stadt als kurzer Versorgungsstop bevor wir die Fahr auf den Salar antraten.

Schon speziell, wenn man sich mit seinem Auto auf die steinharte Salzkruste bewegt. Nur kurz nach der Rampe findet man ein riesiges aus Salz gebautes Monument der Dakar Rally. Jedoch standen bei unser Ankunft bereits duzende Geländewagen mit Unmengen an Touristen am Monument, weshalb wir uns entschlossen das ganze bei der Rückfahrt in der frühen Morgenstunde zu besichtigen.

Mit Hilfe des GPS fuhren wir einfach mal 80 Kilometer schnurgerade zu einer kleinen Insel, welche uns als Übernachtungspunkt diente. Keine Menschenseele ist hier zu finden, wenn man sich genug weit von der touristischen Isla Incahuasi und dem Monument weg bewegt.
Grandios ist natürlich auch der Sonnenuntergang und die sternenklaren Nächte auf dem Salar, weshalb wir uns entschlossen noch eine weitere Nacht auf einer andern Insel zu verbringen.
Zuerst müssen aber natürlich noch die klassischen Salar Fotos geschossen werden, was einige Zeit in Anspruch nahm.

 

Auf der zweiten Insel konnten wir sogar an Land fahren, was nicht ganz ohne ist, wenn man all die ausgebuddelten Spuren anschaut. Wenige Zentimeter Salz und danach nur noch zäher Lehm, hier stecken zu bleiben muss die Hölle sein.

Zurück in Uyuni hiess es erstmal das Auto vom Salz zu befreien und danach alle möglichen Behältnisse mit Wasser oder Diesel für die Lagunenroute zu füllen. Den bis nach San Pedro de Atacama in Chile wird beides nur sehr schwer aufzutreiben sein. Nach einem kurzen Stop am Zug Friedhof ging es los.

Um die Lagunenroute entlang der chilenischen Grenze ranken sich ja Mythen, unzählige Stunden hat Patrick damit verbracht das Internet nach Informationen zu durchforsten. Das deutsche Off Road Magazin schreibt von 4×4 ein Muss, Heavy Duty von Vorteil, Untersetzung, Seilwinden und hunderte Kilometer Einsamkeit währendem bei Weiterforschen Leute mit einem 50-jährigen luftgekühlten VW Bus oder eine deutsche Familie im Mercedes Bus samt Kind und Kegel die Route überstanden haben. Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig als es selber rauszufinden.

Die ersten 200 Kilometer führen entlang sehr gut ausgebauter Überlandstrassen bis man kurz vor der chilenischen Grenze Richtung Süden abbiegt. Auf einem steinigen, anspruchsvollen Pfad ging es einige Höhenmeter nach oben dann erblickt man plötzlich die Erste der fünf nördlichen Lagunen. Wow, so viele Flamingos auf einem Haufen hatten wir noch selten gesehen, dazu ein wunderbares Bergpanorama.

Auch an der nächsten Lagune ein ähnliches Bild, da bleiben wir doch gleich für eine Nacht stehen und erholen uns von der langen Anfahrt. Leider finden wir bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen noch eine schönere Lagune mit Halbinsel welche eigentlich der perfekte Nachtplatz gewesen wäre. Da es jedoch erst neun Uhr war entschieden wir uns dagegen hier eine weitere Nacht zu verbringen, der Ort ist ja wunderschön aber was soll man hier einen ganzen Tag bei peitschendem Wind und herunterbrennender Sonne fragten wir uns.
So fuhren oder besser gesagt surfen wir mit unserem Flizz weiter Richtung Süden. Die von den Geländewagen ausgefahrenen Sandpisten mit ihren hohen Mittelstreifen haben es in sich, Flizz hat einfach zu wenig Bodenfreiheit und so versuchten wir mit Müh und Not irgendwie auf dem Mittelstreifen und dem Rand zu surfen. Ab und an klappt das natürlich nicht und es poltert ordentlich auf Flizz’s Unterboden. Da wir keinen Unterfahrschutz besitzen wird Patrick beim Aufschlag grosser Steine immer nervös und checkt sofort ob nicht die Ölwanne etwas abbekommen hat. Beulen, kaputte Reifen oder Stossdämpfer geht ja alles noch aber mit ausgelaufenem Motorenöl wird die Weiterfahrt schwierig.

Plötzlich stehen wir dann von einem sehr ruppigen «Bachbett» mit ziemlich grossen Steinen. Nach langem Überlegen und der Beobachtung ein paar Touren Geländewagen entscheiden wir uns die Stelle nicht zu versuchen. Eventuell hätte es geklappt, aber das Risiko war uns zu hoch. Nadine sah sich schon auf dem Rückweg als Patrick etwas von einem Abzweiger welcher wir vor kurzen passiert haben erzählte. Nach dem Versuch eines Irrweges welcher in ein tiefes Sand Feld führte entdeckten wir den richtigen Weg durch ein kleines Tal.
Diese Durchgerungen warnen für uns das kritischste auf der Route. Auf der einen Seite Anlauf holen und hoffen auf der anderen Seit wieder raufzukommen. Falls wir im Tal im Sand stecken bleiben ist wohl für unseren Bus fertig lustig, da kommen wir ohne Hilfe nicht mehr rauf.

Gelungene Umfahrung und zurück auf der Hauptroute ging es über endlose schüttelnden Wellblechpassagen bis zum Árbol de Piedra, einer Baum ähnlichen Steins Formation.
Wenige Kilometer weiter trafen wir dann am späteren Nachmittag endlich im «Eduardo Avaroa Andean Fauna National Reserve» ein und übernachteten erstmal am Aussichtspunkt auf die Laguna Colorado. Unglaublich was hier los war, sicher um die 30 Geländewagen kamen noch vorbei um ihren Touristen die wunderschöne Lagune zu zeigen. Dank roter Algen und weiteren Mikroorganismen hat die Lagune eine tief orang rote Farbe. Dazu wiederum unzählige Flamingos, sehr eindrücklich.

Die 150 Bolivianos pro Person Nationalparkeintritt bezahlt, hofften wir auf bessere Strassen, doch weit gefehlt. Kaum besser als der Rest der nördlichen Lagunenroute, mit einem normalen Auto beinahe unmöglich die Lagunen oder das Geysir Feld im Nationalpark zu bestaunen. Eigentlich unglaublich, wenn man bedenket das hier mit den Eintritten Million Beiträge zusammenkommen. Dazu wie bereits im Sajama Nationalpark kaum Infrastruktur.
Nadine wollte eigentlich das WC der Rangerstation benutzten sah dann jedoch davon ab. An Aussichtspunkten mit hunderten von Touristen pro Tag keine Abfalleimer oder Toiletten, dafür aber eine Tafel welche das «Littering» verbieten…
Auch irgendwelche Informationen oder Infotafeln sind kaum vorhanden, selten findet man eine ausgebleichte kaum leserliche, spanische Übersichtskarte. Da aber nun mal Englisch die «Tourismussprache» ist, der Nationalpark zu 98% von Bleichgesichtern besucht wird und diese dazu noch den zehnfachen Eintritt bezahlen wären wohl englische Infotafeln auf welchen man etwas über die jeweilige Sehenswürdigkeit lernen kann angebracht.
Sehr wahrscheinlich kann man den Rangern selbst keinen Vorwurf machen, da das Geld wohl irgendwo im korrupten Verwaltungsapparat in La Paz versandet.

So ist es auch nicht erstaunlich das bei den ungepflegten Strassen immer duzende von Parallelstrassen auf Nationalparkgelände entstehen. Wer fährt schon gerne auf holperigen Wellblechpisten wenn man daneben perfekt plane Sandflächen hat.

Eine weitere Kuriosität gibt es hier, auf 5033 Meter muss man seine Papiere des temporären Fahrzeugimports zurückgeben. Die Grenze befindet sich jedoch 80 Kilometer weiter südlich. Für uns ja kein Problem da wir sowieso mehr oder weniger daran vorbeifahren, man stelle sich aber vor ein normales Wohnmobil fährt durch den Süden Boliviens und will einfach nach Chile ausreisen, 160 Kilometer Schlagloch- und Wellblechpiste hin und zurück um danach am eigentlichen Grenzübergang nur noch seinen normalen Pass ausstempeln zu lassen. Wer hat so etwas geplant und wie kommt man auf diese absurde Idee. Für uns jedoch cool, da wir damit wiedermal einen neuen Höhenrekord mit Flizz erreicht haben.

Die Letzte Nacht in Bolivien verbrachten wir an einer wunderbaren, natürlichen Thermalquelle mit Aussicht auf eine weitere wunderschöne Lagune. Das Bad hatten wir nach den staubigen Tagen auch dringend nötig. Am Ende des Nationalparks begutachteten wir nochmals zwei weitere Lagunen und verliessen dann Bolivien Richtung Chile.

Die Lagunenroute war definitiv eine der schönsten Routen auf unserer bisherigen Reise, jedoch ist die Strasse schon nicht ohne. Dem vorher zitierten Allrad Magazin muss man jedoch wiedersprechen, wie bei fast allen Offroad Strasse ist die Bodenfreiheit das A und O. Untersetzung oder Allrad ist in der Trockenzeit sicher nicht von Nöten. Natürlich muss man als Off Road Magazin von der Route möglichste extrem, abenteuerlich und qualvoll berichten, es ist jedoch schade, wenn dann Leute wegen so überspitzten Berichten von der Route absehen. Wir waren froh es dennoch gewagt zu haben.
Auch die Abgeschiedenheit wird kaum so heiss gegessen wie gekocht, eine halbes Duzend Unterkünfte entlang der Route und täglich verlassen eine Horde an Touren Geländewagen Uyuni Richtung Lagunenroute. Laut Aussage eines Fahrers im Oktober täglich bis zu 40 Touren, in der Hochsaison von Januar bis März können es sogar an die hundert pro Tag sein. Bei einer Panne auf der Route wird es also wohl nicht allzu lange dauern bis jemand vorbeikommt.

Mit diesem Highlight ging die schöne Zeit in Bolivien für uns zu Ende. Das Land hat uns super gefallen, einmalige Natur und nette Menschen. Zusätzlich hatten wir weder in Peru noch Bolivien irgendwelche Strassenspeeren oder korrupte Polizisten vorgefunden. Gerade die beiden Länder sind eigentlich eher bekannt dafür.
Auch das Wetter meinte es super mit uns, in den knapp drei Wochen hatten wir kaum Wolken gesehen geschweige denn Regentropfen erlebt. Zusätzlich ist im Oktober die Temperatur auch sehr angenehm, nicht einmal auf der Lagunenroute hatten wir Frost in der Nacht und somit auch keine Probleme mit dem Starten von Flizz am Morgen.

Was uns in Bolivien überhaupt nicht passte war den Umgang mit Nationalparks. Irgendwie hat man das Gefühl es geht nur um die Einnahmen, Investitionen in die Infrastruktur oder Naturschutz interessieren hier kaum jemand. Auch das Abfallproblem ist hier wieder sehr präsent, alles was sich im Einzug der Strasse befindet dient als Müllhalde. Derselbe Respekt der hier der Natur gilt, gilt den Tieren. Kinder welche Strassenhunde mit Steinen bewerfen oder treten während Eltern daneben stehen und zugucken. Aber der fehlende Respekt vor Natur und Tieren ist wohl kein bolivianisches Problem, sondern eines von gesmamt Lateinamerika.

3 Gedanken zu „24. Bolivien 29.09-14.10

  1. hhhmmmm…. hat wohl nicht geklappt mit meinem Kommentar. So versuch ichs nochmals.
    Also…
    TOLL once again, to read your blog and to feel like being part of your journey. Its so good and interesting to keep reading about your adventures and even more to see it all in the beautiful and sometimes fun photos. What a privilege to do what you do together. It takes a lot of guts and I think its the best thing in the world. ENJOY ENJOY and THANKS for sharing with us.
    xox Anita & Hanspi(m)

  2. Hi zusammen
    Das mit den Fotos in der Salar de Uyuni ist grosse Klasse, vor allem das Aromat-Döschen ist super. Den neusten Aromatvorrat habe ich heute in der Migros gekauft und er ist für den nächsten Kurier bereit.
    Hängt die grosse Schweizerfahne an einem Surfmast?
    Ganz kurios schein mit der Kult mit den Lamaföten.
    Go on
    Pa

  3. Super, der Vorrat geht langsam zur neige…
    Die Flagge haben wir dort hängen gelassen, sind schon genug mit Suiza beschriftet:-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert