27. Chile Mitte 27.11-26.12

27. Chile Mitte 27.11-26.12

Unsere zweite Einreise nach Chile verlief wesentlich besser, alle Frischwaren vertilgt und nur eine angeschnittene Zitrone als Köder liegengelassen. Dennoch kamen wir nicht darumherum all unsere Kisten aus dem Auto zu laden und sogar die Dachbox zu öffnen.

Was uns im Seenland von Chile gegenüber Argentinien als erstes auffiel, sind die unzähligen schneebedeckten Vulkane welche die Landschaft säumen. Daneben überall sattes Grün, tiefblaue Seen und das alles bei schönstem Wetter. Hier gefiel es uns auf Anhieb super gut.

Mit den letzten Tröpfchen im Tank erreichten wir die Copec Tankstelle im ersten Dorf um Flizz wieder mit dem viel günstigeren chilenischen Diesel zu befüllen. Allgemein fiel uns auch nach dem ersten Einkauf wieder auf, dass das eigentlich teure Reiseland Chile, dank der hohen Inflation in Argentinien, eher günstiger als sein Nachbar ist.

Nach einer ersten Übernachtung in Chile fuhren wir um den Lago Ranco und fanden einen wunderbar ruhigen Schlafplatz, wo sich Patrick mal wieder dem «Petri Heil» widmen konnte. Wie meist, kehrte er nach erfolglosen Auswürfen, ohne Fang zum Bus zurück, zum Glück ist die Zeit der Jäger und Sammler vorbei.

Was hier, im Gegensatz zum argentinischen Seenland, ein Nachteil ist, es gibt kaum Strassen, welche in Nord/Süd Richtung die Bergketten überqueren. So heisst es meist ca. 100 Kilometer rein zu Seen oder Nationalparks und danach denselben Weg wieder zurück auf die Ruta 5, der Autobahn, welche beinahe ganz Chile von Nord nach Süd verbindet.

So hiess es auch am nächsten Tag zurück auf die Ruta 5, um dann ein bisschen weiter nördlich wieder in die Anden einzutauchen. Nahe dem Conguillío Nationalpark fanden wir, dank einer Hündin mit zwei Welpen, Nadines perfekten Schlafplatz. Beinahe ein ganzes Paket Hundefutter verschlangen die spindeldürren Gestalten und Nadine transportierte die Kleinen sogar zum nahen Fluss, um sie zu waschen und zu tränken. Sie schloss die drei so ins Herz, dass ihr beim Abschied am nächsten Morgen eine Träne über die Wange kullerte.

Als wir dann jedoch bei perfektem Wetter im Conguillío Nationalpark standen, die wunderbaren Lavafelder, unglaublich durchsichtigen Lagunen und den über 3000 Meter hohen Vulkan Llaima bestaunten, war auch Nadines Herzschmerz wieder vergangen. Die vielbegangene Wanderung im Park liessen wir dann jedoch links liegen und genossen den Park im amerikanischen Stil auf vier Rädern.

Auf dem Rückweg wollten wir eigentlich nur kurz im Dorf einkaufen gehen, fuhren dann jedoch per Zufall Myrta und Ueli über den Weg. Mit einem grossen Stück Fleisch gesellten wir uns zu ihnen auf den Campingplatz und verbrachten einen geselligen Abend.

Nächstes Ziel war der Vulkan Lonquimay ein Tal nördlich von hier. Welch ein Wunder, seit langem begegneten wir hier wieder einmal einem Tunnel. Das zweitlängste Südamerikas mit gerade einmal 4,6 Kilometern. Eigentlichen hatten wir vorgesehen, den Nationalpark erst am nächsten Tag zu besuchen, da der Tag jedoch noch jung war, wollten wir bereits heute einen Blick werfen. Was für eine Überraschung, hinter der Ranger Station erblickten wir das silberne Wohnmobil von Silvia und Peter, welche wir bereits in Argentinien kennengelernt hatten. Die Einladung für einen Apéro auf dem nahen, von Schweizern geführten Campingplatz, konnten wir dann natürlich nicht ausschlagen. Diese mussten wir uns jedoch erst mit einer kurzen Wanderung auf einen wunderbaren Aussichtspunkt verdienen.
Das Wetter war jedoch bereits auf der Kippe und von Donnergrollen getrieben, versuchten wir, so schnell wie möglich all die Schneefelder zu überqueren, um den Vulkan noch im Sonnenlicht bestaunen zu können. Es lohnte sich, was für ein imposanter Anblick, dieser Lonquimay. Schade, dass wir nicht einen Monat früher hier waren, dann hätten wir uns noch auf Skiern den Vulkan runterstürzen können.

Nach einer warmen Dusche fanden wir uns dann mit Silvia und Peter im heimeligen Suizandina Restaurant ein und genossen die Einladung auf eine Flasche Wein plus Aufschnittplatte.
Den Plan am nächsten Tag weiterzuziehen konnten wir dann nicht umsetzen, zu gemütlich war es hier. Zusätzlich zur Gemütlichkeit hatten wir das schnellste Internet seit Monaten, was Patrick natürlich zum Herunterladen von tonnenweise neuem Filmmaterial nutzte.

Da das hiesige Wetter in den nächsten Tagen jedoch nicht gerade rosig aussah, entschlossen wir uns, am nächsten Tag einen Abstecher an die Küste zu machen. Allzu weit wollten wir uns jedoch nicht entfernen, da in wenigen Tagen Besuch nach Temuco einflog.
Die Wahl noch die Küste um Tirúa zu besuchen stellte sich als perfekt heraus. Wunderschöne Plätzchen am Meer, einen Tag mit ordentlich Wind für Patrick und der treue Hund «Kommissar Rex» welcher uns jeden Tag besuchte. Ganze vier Tage blieben wir hier hängen, fuhren jeweils am Morgen ans Meer und kehrten für die Nacht zum ruhigen Plätzchen an einem kleinen See zurück.

Am Tag bevor unser Besuch ankam, entschieden wir uns noch für einen folgenschweren Einkauf in Temuco. Patrick wollte nur noch kurz umparkieren, da stieg beim Drehen des Zündschlüssels nur noch ein bisschen Rauch aus dem Motorraum auf und der Anlasser gab seinen Geist auf. Scheint wohl irgendetwas durchgebrannt zu sein, dass muss natürlich wieder keine 24 Stunden bevor wir die nächsten Besucher am Flughafen abholen passieren…

Nun gut, wir liessen Flizz erstmal hier stehen und füllten unsere Vorratsschränke randvoll für die nächsten Tage. Zum Glück hatten wir im Einkaufscenter mit Silvia und Peter zum Kaffee abgemacht, welche uns nach dem Einkauf auf der Strasse angestossen und sogleich noch zum schönen Schlafplätzchen am Fluss begleitet haben.
Dort angekommen fing Patrick sogleich an, den Anlasser auszubauen und stellte aus zwei defekten Anlassern, der Originale ging ja in Mexiko kaputt, wieder einen funktionierenden her. Eine knappe Stunde später war wieder alles in Butter und wir konnten uns der Grillade widmen.

Am nächsten Tag standen wir um die Mittagszeit mit Flizz am Flughafen bereit und begrüssten Corinne und Matthias, welche drei Monate mit dem Rucksack den südamerikanischen Kontinent entdecken. Sogleich fing auch eine neue logistische Erfahrung an, einen Mitreisenden haben wir mittlerweile spielend im Griff, zu viert waren wir bis anhin noch nie unterwegs. Das Raumwunder Flizz schluckte aber die Rucksäcke und die beiden Ankömmlinge ohne Probleme. Voll beladen ging es Richtung Osten.

Wir haben uns dazu entschieden die Region um den Lago Villarrica mit seinem majestätischen gleichnamigen Vulkan zu besuchen. Nach einer Nacht auf dem Campingplatz in Pucón, ging es hoch in den Huerquehue Nationalpark, wo wir einen wunderschönen Campingplatz direkt am See fanden. Da die Wanderung erst für morgen geplant war, liessen wir den Tag mit sonnen, plaudern und auch einigen Partien «Brändi Dog» verstreichen. Natürlich durfte am Abend ein ordentlicher Mocken Fleisch und eine Flasche Rotwein nicht fehlen.

Am nächsten Tag stand der fünfstündige «Sendero los Lagos» an. Wie der Name schon sagt, sind einige glasklare Seen das Ziel der Wanderung, imposanter fanden wir jedoch alle den Anblick des immer leicht rauchenden Villarrica Vulkanes. Für uns Schweizer natürlich ein gänzlich unbekanntes Landschaftsbild. Einer konnte die Wanderung leider nicht so richtig geniessen, unser zugelaufene Hund «Negro» kam uns plötzlich mit Strick um den Hals, geführt von einem Ranger entgegen. Er hat wohl das Hundeverbotsschild am Eingang nicht richtig gelesen. Am Abend fand er sich dann aber wieder bei uns auf dem Campingplatz ein.

Nach einer weiteren ruhigen Nacht und dem Zelt packen im Nieselregen am Morgen, ging es zurück in den Rummel von Pucón. Unsere beiden Besucher buchten hier einen Bus für den nächsten Tag, der sie nach Argentinien ins dortige Seeland bringt. So genossen wir noch einen letzten Abend in einer Cabaña, trockneten die Zeltausrüstung und trugen noch ein paar letzte Spielrunden im «Brändi Dog» aus.
Sehr schnell vergingen leider die fünf geselligen Tage, vielen Dank euch beiden, für die vielen lustigen Stunden.

Da wir beide in knapp zwei Wochen hier unsere Weihnachtszeit mit unseren Reisegrosseltern im Airbnb verbringen wollen, entschieden wir uns, nach langem hin und her, nochmals den Strand aufzusuchen. So hiess es erstmal einige hundert Kilometer auf der Autobahn Richtung Norden zu fahren. Auf der Hälfte der Strecke fuhren wir dann mehr oder weniger unseren Weihnachts-«Gspändli» über den Weg und entschieden uns kurzerhand die Nacht auf demselben Campingplatz zu verbringen.

Nochmals 200 Kilometer nördlicher erreichten wir dann endlich in Curanipe den Strand. Was für eine schöne Küste, schwarzer Sandstrand, üppiges Grün das beinahe bis ins Wasser reicht, dazu wunderbare neu geteerte Küstenstrassen.
Dank Wind und Welle zog es Patrick aufs Wasser und Nadine lag mit einem Buch am Strand. Alles wunderbar, bis Patrick ein Fels im Wasser erwischte, sein Board ordentlich lädierte und ein ganzes Set Finnen köpfte.

Danach fuhren wir täglich ein kleines Stück weiter die Küste hoch, bis Patrick eines Nachmittags eine ordentlich Ladung Fett im Radkasten vorfand. Schnell wurde klar, dass es vom Gelenk der Antriebswelle kommt. Sowas sollte man so schnell wie möglich beheben, bevor das ganze Gelenk Schaden nimmt. Schnell wurde aus dem gemütlichen Nachmittag auf der Klippe eine Hetzerei in die nächste Stadt. Zu unserem Erstaunen konnten wir kurz vor vier Uhr am Freitagnachmittag gleich auf die Hebebühne. Mit Adleraugen beobachtete Patrick, wie der Mechaniker die Antriebswelle ausbaute, die Manschette wechselte und danach alles wieder einbaute, keine drei Stunden später waren wieder unterwegs. Gut gelaunt über die prompte Problembeseitigung zogen wir uns, mit einer riesen Ladung Sushi, wieder an unseren Platz auf der Klippe zurück.

Frisch fröhlich fuhren wir am nächsten Tag weiter zum bekannten Windsurfspot Llico, wo wir jedoch heute keinen Wind vorfanden. Via ein paar verschlafene Fischdörfchen erreichten wir dann die Surfer Hauptstadt von Chile, Pichilemu. Eigentlich nur auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz, wollten wir noch kurz einen Blick auf den berühmt berüchtigten «Big Wave» Surfspot Punta de Lobos werfen. Am Ende der Landzunge wollten wir am Kreisel kehrtmachen, schlugen die Räder voll links ein, dann ein kurzes knacken und Flizz fuhr weder vor- noch rückwärts. Mit der Hilfe einiger Anwesenden wurde Flizz dann an den Rand gestossen und schnell wurde klar, dass etwas an der gestern reparierten Antriebswelle nicht stimmte.

Patrick hatte die Schnauze zünftig voll, einmal mehr wurde eine simple Reparatur nicht ordnungsgemäss durchgeführt und jetzt dürfen wir das Ganze wieder ausbaden. Patricks erster Vorschlag, Flizz mit einem Kanister Benzin in Brand zu setzen, stiess dann aber zum Glück bei Nadine auf taube Ohren…
Wenn wohl zu diesem Zeitpunkt jemand mit einem Container vorgefahren wäre und uns gesagt hätte, wir können Flizz für eine paar Tausend Dollar oneway zu Patricks VW Bus Schrauber in Deutschland schicken, wären wir wohl schwach geworden, so voll hatten wir die Schnauze von den lateinamerikanischen Mechanikern. Realistisch gesehen blieb uns aber wohl nichts anderes übrig, als hier vor Ort Flizz wieder in Stand zusetzen.
Der hilfsbereite Schmuckverkäufer schlug dann vor, einen «Mechaniker» zu rufen. Nun gut, schaden kann es ja nicht, aber diesmal läuft alles unter Patricks Obhut. Wenig später kam der Herr mit seinem Kleinwagen an, nahm seine drei Schraubschlüssel aus dem Kofferraum und versprach uns nach wenigen Minuten Problemanalyse am nächsten Morgen mit dem passenden Werkzeug wieder zu kommen. Vorne weg, er kam nie wieder. Insgeheim hatten wir auch gehofft, er kehre nicht mehr zurück, dann geht wenigstens nicht noch mehr kaputt…

Wegen der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns, erstmal hier zu übernachten und am nächsten Morgen selbst Hand anzulegen.
So war Flizz am nächsten Morgen nach einem kurzen Cappuccino bereits aufgebockt und schnell wurde klar, dass die Antriebswelle aus dem Gleichlaufgelenk gerutscht ist. Da hat wohl der Mechaniker die Welle nicht bis zum Ausfedern des Sicherungsrings in den Flansch eingetrieben.
Mit Biegen und Brechen konnten wir dann das ganze Gelenk ausbauen, alles sauber machen, frisch fetten und währenddessen versuchen, den fliegenden Sand so gut wie möglich von all den fettigen Teilen fernzuhalten. Es war eine ordentliche Sauerei und nicht gerade der perfekte Arbeitsplatz.

Ohne unser Wissen rief wohl der Schmuckverkäufer noch einen weiteren Mechaniker herbei, welcher plötzlich neben uns stand. Dieser wirkte um einiges kompetenter, zerstörte dann aber bei der Mithilfe des Einbaus mit seiner rohen Gewalt, einen Plastikring, welcher auf der Welle sass. Der sei aber überhaupt nicht wichtig und erfülle sowieso keine Funktion. Nun gut, diesen Ring werden wir so schnell nicht auftreiben können und wir haben wohl keine andere Wahl, als das Ganze ohne den defekten Ring, wieder zusammenzubauen. Nach fünf Stunden basteln und einer kurzen Probefahrt waren wir dann wieder mobil.
Ein Folgeproblem, welches der Mechaniker verursacht hat, werden wir einige Wochen später auf der Carretera Austral noch feststellen. Es ist wie immer hier, ein Problem beheben und dabei zwei weitere verursachen. Eine Never Ending Story mit den «Mechanikern» hier…

Dennoch waren wir überglücklich, wieder mobil zu sein, weshalb wir beinahe überstürtzt Pichilemu verliessen und trotz später Stunde Richtung Ruta 5, der Nord-Süd Autobahn, aufbrachen. Wir hatten nur noch das Ziel, ohne weitere Probleme und pünktlich zur Weihnachtszeit 700 Kilometer südlich in Villarrica zu sein. Nadine hat Patrick die Hölle heiss gemacht, falls der Termin nicht klappen würde.

Mit nur einem kleinen Schwenker zu einem Stausee fuhren wir direkt nach Villarrica und unser Airbnb zu beziehen. Ein süsses Häuschen mitten im Wohnviertel der Einheimischen gelegen.
Wie es an Weihnachten so ist, dreht sich vieles ums Essen, so stellen wir als Erstes den Menüplan für die nächsten Tage zusammen. Braten, Lasagne, Kartoffelgratin, Party Filet, kurz gesagt, wir liessen es uns gut gehen. Dazu natürlich immer eine gute Flasche Rotwein und ein Cüpli mit Apéro am Nachmittag. Auch Nadines Wunsch nach dem Backen eines «Grittibänz» (schweizerisch für Stutenkerl) ging in Erfüllung.

Neben all dem Schlemmen stand natürlich auch eine ganze Liste an Arbeiten an. Wäsche waschen, Skypen mit den Leuten zu Hause, Unmengen an Serien für die regnerischen Abende im Süden runterladen und Patrick wechselte nebenbei noch den Keilriemen um das andauernde Quietschen im Motorraum los zu werden.
Kurz vor Abreise bekam Nadine noch ein frühzeitiges Geburtstagsgeschenk und wurde «Gotti» von Janina.
Gerade nach der turbulenten Zeit in den letzten Tagen hatten wieder es wieder einmal richtig genossen, ein paar Tage sesshaft zu sein. Vielen Dank auch an Elvira & Ruedi für die schöne Zeit, das wunderbare Party Filet und natürlich die Weihnachtsgeschenke. Für Nadine gab es einen Hundenapf, damit die Strassenhunde nicht mehr vom Boden essen müssen und für Patrick den Windsurfer einen Ventilator damit ihm nie wieder der Wind ausgeht.

Nach fünf Nächten im Airbnb verliessen wir Villarrica und somit auch die Seenregion Richtung Carretera Austral. Jetzt geht es definitiv in den tiefen Süden und in die Wildnis. Wir freuen uns drauf.

2 Gedanken zu „27. Chile Mitte 27.11-26.12

  1. Das stimmt, es war und ist die beste Lektüre, aber nicht nur nach einem Kater!
    Happy New Year and all the best for 2018!
    Mamasusanna

  2. Das ist ja ein Informatiker, der auch grössere Werkzeuge gebrauchen kann.
    Super, deine Reparaturen. Und der Unihockeypulli wird schwärzer und schwärzer.
    Pa

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